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J. Solch : Flächensysteme
erhielten. Aber diese Täler, eingesenkt in den breiten, alten
Talboden des + 250 m Niveaus, muß man sich zu Beginn des
Eiszeitalters noch als schmale, V-förmige Kerben vorstellen. Die
Kerbenscheitel waren besonders von der tief gelegenen W-Küste
her im Aufwärtswandern begriffen, als sie dabei von der ersten
Vergletscherung überrascht wurden. Das Eiszeitalter hat nun diese
bereits eingeschnittenen Furchen vertieft, aber wie ich glaube,
nicht so sehr durch den Gletscherschurf als durch die Massen-
bewegungen, die es auslöste, und durch die Tätigkeit der Schmelz-
wasserstränge. Konnten diese nur beim Schwinden der Gletscher
wirksam sein, so waren auch die Massenbewegungen gleichzeitig
besonders lebhaft, aber wie sie auch heute noch fortdauern, so
mußten sie auch während der Zwischeneiszeiten lebendig sein
und zur Talverbreiterung beitragen.
Massenbewegungen sind tatsächlich in der Gegenwart wirk-
sam an der Arbeit, besonders infolge heftiger Regengüsse.
Dakyns (3) hat dafür einige lehrreiche Beispiele aus den Jahren
1897—1899 gebracht. Verschiedene Felsstürze gingen nieder und
ließen an den Ausbruchstellen deutliche Kerben zurück, so im
Sommer 1897 am E-Ende des Llyn Llydaw und auf dem Glyder
nahe dem Scheitel des Llanberis-Passes; im Juni 1898 am Abfall
des Snowdon gegen das Cwm Lian. Im August 1899 erfolgte
eine Schuttrutschung am Hang des Yr Aran. Lawinen und von
sturmgepeitschtem Regen hochangeschwollene Bäche führten Ab-
bruchschutt in die Täler. Am Hang zwischen Lliwedd und Galt-y-
Wenallt sah Dakyns eine lange rote Kerbe, die einige Jahre
vorher durch eine Lawine beim plötzlichen Tauen des Winter-
schnees gebildet worden war. Am 3. November 1899 strömten
bei gewaltigem Sturm 15—20 Wild wässer die Flanken des Snow-
don hinab, wo sonst nur zwei oder drei ruhige Bächlein fließen,
zerstörten den oberen Pfad auf den Gipfel an drei Stellen und
vermurten ihn mit Trümmerwerk von den Flanken des Crib-y-
Ddisgl. Auch Blitzschläge lösen oft Felsstürze aus. Dakyns er-
wähnt ferner, und ich kann dies nur bestätigen, daß man an
vielen Stellen nackten frischen Fels sieht, ohne Rauhigkeiten und
Pflanzenwuchs, wo ununterbrochen Abbrüche erfolgen, so im
Clogwyn-y-Garnedd unter dem Gipfel des Snowdon. Frostspren-
gung ist ihre Hauptursache.
So ist also die Landzerstörung auch heute noch lebhaft. Sie
muß aber besonders kräftig gewesen sein in der Nähe der Eis-
J. Solch : Flächensysteme
erhielten. Aber diese Täler, eingesenkt in den breiten, alten
Talboden des + 250 m Niveaus, muß man sich zu Beginn des
Eiszeitalters noch als schmale, V-förmige Kerben vorstellen. Die
Kerbenscheitel waren besonders von der tief gelegenen W-Küste
her im Aufwärtswandern begriffen, als sie dabei von der ersten
Vergletscherung überrascht wurden. Das Eiszeitalter hat nun diese
bereits eingeschnittenen Furchen vertieft, aber wie ich glaube,
nicht so sehr durch den Gletscherschurf als durch die Massen-
bewegungen, die es auslöste, und durch die Tätigkeit der Schmelz-
wasserstränge. Konnten diese nur beim Schwinden der Gletscher
wirksam sein, so waren auch die Massenbewegungen gleichzeitig
besonders lebhaft, aber wie sie auch heute noch fortdauern, so
mußten sie auch während der Zwischeneiszeiten lebendig sein
und zur Talverbreiterung beitragen.
Massenbewegungen sind tatsächlich in der Gegenwart wirk-
sam an der Arbeit, besonders infolge heftiger Regengüsse.
Dakyns (3) hat dafür einige lehrreiche Beispiele aus den Jahren
1897—1899 gebracht. Verschiedene Felsstürze gingen nieder und
ließen an den Ausbruchstellen deutliche Kerben zurück, so im
Sommer 1897 am E-Ende des Llyn Llydaw und auf dem Glyder
nahe dem Scheitel des Llanberis-Passes; im Juni 1898 am Abfall
des Snowdon gegen das Cwm Lian. Im August 1899 erfolgte
eine Schuttrutschung am Hang des Yr Aran. Lawinen und von
sturmgepeitschtem Regen hochangeschwollene Bäche führten Ab-
bruchschutt in die Täler. Am Hang zwischen Lliwedd und Galt-y-
Wenallt sah Dakyns eine lange rote Kerbe, die einige Jahre
vorher durch eine Lawine beim plötzlichen Tauen des Winter-
schnees gebildet worden war. Am 3. November 1899 strömten
bei gewaltigem Sturm 15—20 Wild wässer die Flanken des Snow-
don hinab, wo sonst nur zwei oder drei ruhige Bächlein fließen,
zerstörten den oberen Pfad auf den Gipfel an drei Stellen und
vermurten ihn mit Trümmerwerk von den Flanken des Crib-y-
Ddisgl. Auch Blitzschläge lösen oft Felsstürze aus. Dakyns er-
wähnt ferner, und ich kann dies nur bestätigen, daß man an
vielen Stellen nackten frischen Fels sieht, ohne Rauhigkeiten und
Pflanzenwuchs, wo ununterbrochen Abbrüche erfolgen, so im
Clogwyn-y-Garnedd unter dem Gipfel des Snowdon. Frostspren-
gung ist ihre Hauptursache.
So ist also die Landzerstörung auch heute noch lebhaft. Sie
muß aber besonders kräftig gewesen sein in der Nähe der Eis-