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Sölch, Johann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1936, 5. Abhandlung): Alte Flächensysteme und pleistozäne Talformung im Snowdongebiet — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.43727#0031
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und Talformung im Snowdongebiet

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1. Snowdonia und Umgebung zeigt eine Reihe von Flächen-
systemen, welche bestimmten Talgeschlechtern entsprechen. Sie
liegen in über 900 m, 600—700 m, + 400 m, + 300 m (?), + 250 m,
130—150 m, 70—100 m. Sie sind alle anteglazial, d. h. schon vor
der Ankunft des Eises ausgebildet gewesen, nicht unmittelbar
präglazial. Die unteren sind höchstwahrscheinlich oberpliozän,
das + 250 m- und das + 400 m-System dürften altpliozän sein, die
obersten ins Miozän gehören.
2. Noch vor dem Eintritt des Eiszeitalters war auch die unterste
Einflächung („Plattform“) bereits zerschnitten worden, im Gebirge
selbst waren dabei erst V-förmige Kerben erzeugt worden, als
die Vergletscherung einsetzte. In dieser Hinsicht decken sich meine
Anschauungen mit denen von Dewey, Greenly, Gregory und der
meisten anderen britischen Forscher.
3. Das Eis hat zwar an besonders günstigen Stellen flache
Wannen ausgeschürft, im großen ganzen aber seinen Untergrund
vor der Abtragung geschützt. Hingegen hat die Frostverwitterung
über dem Eis und besonders entlang der Eisränder kräftig ge-
arbeitet.
4. Die Talverbreiterung ist hauptsächlich das Werk der Massen-
bewegungen über dem Eis; entsprechend ging auch die Karver-
breiterung vor sich. Beide wurden aber auch während der Zwischen-
eiszeiten lebhaft gefördert.
5. Sehr groß war die Rolle der Schmelzwässer, welche schon
vorhandene Sättel noch weiter vertieften. Im Zusammenhang damit
traten stellenweise Veränderungen in der Lage der Wasserscheiden
ein.
6. Die Epigenese ist mehrfach für die Ausbildung und Erhal-
tung von Stufen und für die Talverbreiterung verantwortlich zu
machen.
7. Die genauere Untersuchung der Stufen zeigt, daß Phasen
fluviatiler Zerschneidung mit solchen der Überarbeitung durch
das Eis gewechselt haben. Es wird noch genauer zu prüfen sein,
inwieweit es sich dabei um einen Wechsel von Interglazial- und
Glazialzeiten handelt, inwieweit bloß um lokale Erscheinungen
der Eis- und Bacherosion, im Zusammenhang mit besimmten Ge-
steinsverhältnissen, Eisrandlagen usw.
 
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