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J. L. Wilser: Verlauf und Gefällskurve
fällsknick einsetzt wie am Gebirgsrand bei Heidelberg. Eine
ebenfalls deutlich ausgeprägte Stufe wiederholt sich, [nachdem
der Strom von km 77—91 (Binau bis Hassmersheim) in einer
geringen Längseinbiegung gelegen hat], bei Gundelsheim (km
94—96), wo der Neckar die von Koken in seiner Geologischen
Spezialkarte der Umgebung von Kochendorf (Stuttgart 1900) NS
eingezeichnete Verwerfung kreuzt. Ähnliches ist im Gebirgsbau
und Gefall bei Offenau (km 99) der Fall und wiederum mit 2 °/00
bei Wimpfen im Tal. Dort treffen nach Koken mehrere Störungen
zusammen. Die aus N von Gundelsheim dem Neckar entlang
laufende quert den Fluß wenig unterhalb der Einmündung der
Jagst. Auf nur 1 km Lauf (km 102—103) hebt sich der Flußspiegel
um 2 Meter. Salztektonik scheint hier mitzuwirken, zumal die
Gefällsknicke über den Hauptverwerfungen liegen. Wohl kann
man auch der vergrößerten Wassermenge infolge seitlichen Zu-
flusses der Jagst bei gleichbleibendem Flußquerschnitt einige
Bedeutung für die erstaunliche Gefällsteigerung zumessen. Das-
selbe dürfte in geringem Maße unterhalb Hirschhorn nach dem
Zufluß von Finkenbach und Laxbach (bei km 49) der Fall sein.
Beachtlicherweise liegen aber z. B. an der Elz- und Steinach-
Mündung keinerlei Gefällsknicke. Die meisten größeren Zuflüsse
finden an tektonischen Störungszonen statt.
Die Gefällsknicke auf Gesteinswechsel zurückzuführen, ist mit
Sicherheit nur im mittleren Muschelkalk möglich, im unteren
Buntsandstein in bescheidenem Maße zulässig.
Nicht unerwähnt bleibe, daß ältere topographische Karten im
Neckarlauf zwischen Heidelberg und Eberbach — und nur in
diesem Stück — Woogen und Fürthen unterscheiden, in den
meisten Fällen dieselben Gefällsknicke, die wir eben beschrieben.
Ergebnis: Die Steilstufen im heutigen Neckarlauf lie-
gen, außer der Stufe am oberen Muschelkalk, alle über
tektonischen Zonen, Verwerfungen oder Sätteln, ein
neues Beweisstück für die Fortdauer tektonischer Be-
wegungen in unseren oberrheinischen Gebirgen. Werden
diese als epirogen bezeichnet, dann ist besonders zu beachten,
daß diese Epirogenese sich zwar im Großverband zeitlich und
räumlich wohl einheitlich vollzieht, im Einzelnen aber an den
schon bestehenden Störungszonen wie an Gelenken einen
Klein- und Sonderbau, also orogene Formen fortbildet').
4) Es wird aufschlußreich werden, die Lage der diluvialen und prä-
diluvialen Talböden und der alten hohen Flächen ebenfalls in Einzelbe-
J. L. Wilser: Verlauf und Gefällskurve
fällsknick einsetzt wie am Gebirgsrand bei Heidelberg. Eine
ebenfalls deutlich ausgeprägte Stufe wiederholt sich, [nachdem
der Strom von km 77—91 (Binau bis Hassmersheim) in einer
geringen Längseinbiegung gelegen hat], bei Gundelsheim (km
94—96), wo der Neckar die von Koken in seiner Geologischen
Spezialkarte der Umgebung von Kochendorf (Stuttgart 1900) NS
eingezeichnete Verwerfung kreuzt. Ähnliches ist im Gebirgsbau
und Gefall bei Offenau (km 99) der Fall und wiederum mit 2 °/00
bei Wimpfen im Tal. Dort treffen nach Koken mehrere Störungen
zusammen. Die aus N von Gundelsheim dem Neckar entlang
laufende quert den Fluß wenig unterhalb der Einmündung der
Jagst. Auf nur 1 km Lauf (km 102—103) hebt sich der Flußspiegel
um 2 Meter. Salztektonik scheint hier mitzuwirken, zumal die
Gefällsknicke über den Hauptverwerfungen liegen. Wohl kann
man auch der vergrößerten Wassermenge infolge seitlichen Zu-
flusses der Jagst bei gleichbleibendem Flußquerschnitt einige
Bedeutung für die erstaunliche Gefällsteigerung zumessen. Das-
selbe dürfte in geringem Maße unterhalb Hirschhorn nach dem
Zufluß von Finkenbach und Laxbach (bei km 49) der Fall sein.
Beachtlicherweise liegen aber z. B. an der Elz- und Steinach-
Mündung keinerlei Gefällsknicke. Die meisten größeren Zuflüsse
finden an tektonischen Störungszonen statt.
Die Gefällsknicke auf Gesteinswechsel zurückzuführen, ist mit
Sicherheit nur im mittleren Muschelkalk möglich, im unteren
Buntsandstein in bescheidenem Maße zulässig.
Nicht unerwähnt bleibe, daß ältere topographische Karten im
Neckarlauf zwischen Heidelberg und Eberbach — und nur in
diesem Stück — Woogen und Fürthen unterscheiden, in den
meisten Fällen dieselben Gefällsknicke, die wir eben beschrieben.
Ergebnis: Die Steilstufen im heutigen Neckarlauf lie-
gen, außer der Stufe am oberen Muschelkalk, alle über
tektonischen Zonen, Verwerfungen oder Sätteln, ein
neues Beweisstück für die Fortdauer tektonischer Be-
wegungen in unseren oberrheinischen Gebirgen. Werden
diese als epirogen bezeichnet, dann ist besonders zu beachten,
daß diese Epirogenese sich zwar im Großverband zeitlich und
räumlich wohl einheitlich vollzieht, im Einzelnen aber an den
schon bestehenden Störungszonen wie an Gelenken einen
Klein- und Sonderbau, also orogene Formen fortbildet').
4) Es wird aufschlußreich werden, die Lage der diluvialen und prä-
diluvialen Talböden und der alten hohen Flächen ebenfalls in Einzelbe-