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Achelis, Johann Daniel; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 3. Abhandlung): Die Ernährungsphysiologie des 17. Jahrhunderts: Festvortrag bei der Stiftungsfeier der Akademie am 22. Mai 1938 — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.43749#0005
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Die Ernährungsphysiologie des 17. Jahrhu»derts

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werden. Auch in diesem Spezialzweig der Geschichte muß es sich
darum handeln, daß ein neues Zeitalter mit den großen Gestalten
der Vergangenheit eines jener im Leben seltenen Gespräche
beginnt, in denen die Partner sich wandeln, und die Epoche
bedeuten. Vielleicht ist dann einmal wieder der Horizont unseres
Lebens, wenn nicht von Mythen, so doch von den großen Ge-
stalten unserer Geschichte umstellt.
Ich habe diese allgemeinen Bemerkungen vorausgeschickt, um
auch dem Naturwissenschaftler gegenüber zu rechtfertigen, daß
ich bei der historischen Analyse eines Einzelproblems —, der
Ernährungsphysiologie des 17. Jahrhunderts, — für das ich mir
Ihre Aufmerksamkeit auf kurze Zeit erbitte, nicht nach falsch oder
richtig frage, sondern versuche, so gut es mir möglich ist, die
historischen Erscheinungen in ihrem Zusammenhang zu verstehen,
- also zunächst einmal gelten lasse, was mit Ernst und Einsatz
vertreten ist.
Die menschliche Ernährung ist heute der Gegenstand ver-
schiedener Disziplinen. Von der agrarpolitischen und volkswirt-
schaftlichen Planung an über die Frage nach der Herkunft unserer
Ernährungssitten muß man weiter die Physiologie der Trieb-
reaktionen, die Physiologie des Stoffwechsels, die Chemie der
Nahrungsstoffe und des intermediären Stoffwechsels, die physi-
kalische Energetik und nicht zuletzt die ärztliche Diätetik heran-
ziehen, wenn man ein einigermaßen vollständiges Bild dieses
Vorganges gewinnen will. Es handelt sich also um ein im philo-
sophischen Sinne anthropologisches Problem, das nur in der Zu-
sammenarbeit mehrerer Wissenschaften erschöpft werden kann,
und das wohl nur durch die Frage nach der Fortpflanzung an
zentraler biologischer Bedeutung übertroffen wird. — Die Physio-
logie der Sinnesorgane war im wesentlichen immer eine Wieder-
holung der philosophischen Theorien der Zeit — insbesondere
dann, wenn etwa im Sensualismus den Sinnen eine entscheidende
Rolle zukam. Für das Nervensystem gilt in der Neuzeit zum
mindesten seit Descartes das gleiche. Bei der Ernährung dagegen
wird man erwarten dürfen, daß man bei der historischen Unter-
suchung Stellungnahmen zu biologischen Grundfragen erhält.
Im Jahre 1612 erschien in Venedig ein kleines Buch des
Professors an der Universität Padua Sanctorius, das „De statica
medicina, aphorismorum sectiones septem“ betitelt ist, und das
 
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