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Johann Daniel Achelis
verschiedene Pflanzen und ebenso viele Bäume ohne weiteres
gedeihen, mit der gleichen Nahrung wachsen die verschiedensten
Tiere heran, — also ist es doch wohl unmöglich, dass in der
Nahrung die Teile des Organismus schon vorgebildet sind und
nur gesäubert zu werden brauchen, damit sie sich an Stelle der
abgestoßenen alten Teilchen zu setzen vermögen, wie Borelli
und früher wohl auch Galen gemeint hat. Vielmehr geschieht
bei der Ernährung eine weitgehende Umgestaltung der Nahrung.
Jeder Organismus bildet sich aus der ihm gebotenen Nahrung
seine eigene Substanz, und aus dem gleichen Blut wachsen die
verschiedensten Organe. Eine derartige Verwandlung der Nahrung
geschieht an den verschiedenen Stellen des Organismus durch
eine Fermentatio. Und zwar sind die Fermente in den verschiedenen
Organen verschieden. Sie wirken dynamisch und nicht materiell,
sind aber doch an einen materiellen Träger gebunden und in-
sofern dem Leben ähnlich, bei dem sich immer die Materie und
die Dynamik als untrennbar erweisen. Der Zerfall des Organismus
im Tode wird darauf zurückgeführt, dass fremde Fermente sich
des Körpers bemächtigen und ihn zersetzen. Es ist erstaunlich,
wie nahe diese Auffassungen den Ergebnissen der modernen
Fermentforschung kommen.
Man hat van Helmont unter die Jatrochemiker einreihen
wollen, weil fermentative Vorgänge in seiner Ernährungsphysiologie
eine so erhebliche Rolle spielen. Dabei wird übersehen, dass der
Leitgedanke nicht die Chemie, sondern das Wachstum des Or-
ganismus ist. Die Schöpfung Gottes, die van Helmont in der
Natur sah, wiederholt sich immer aufs Neue. Das Wachsen und
Vergehen der Organismen kommt niemals zum Stillstand. Die
Natur ist auch bei Helmont bewegt. Nur ist es nicht das Kreisen
auf immer gleichen Wegen, sondern es ist der biologische Ab-
lauf zwischen Geburt und Tod, der zu Grunde gelegt wird. Die
Nahrung ermöglicht dieses Geschehen, indem sie (um einen mo-
dernen Terminus einzuführen) im Wachstum assimiliert wird, und
sie ist nicht der Betriebstoff einer Maschine. Auch wir kommen
heute auf vielen Gebieten der Stoffwechselphysiologie übrigens
auch wieder dahin, nicht Bilanzen irgend welcher Art, sondern
Wachstumswirkungen zu untersuchen.
Mit dieser Auffassung der Nahrungsassimilation ist dann not-
wendig auch eine qualitative Unterscheidung der Nahrung gegeben.
Doch ist van Helmont hier nicht dogmatisch wie die Galenisten,
Johann Daniel Achelis
verschiedene Pflanzen und ebenso viele Bäume ohne weiteres
gedeihen, mit der gleichen Nahrung wachsen die verschiedensten
Tiere heran, — also ist es doch wohl unmöglich, dass in der
Nahrung die Teile des Organismus schon vorgebildet sind und
nur gesäubert zu werden brauchen, damit sie sich an Stelle der
abgestoßenen alten Teilchen zu setzen vermögen, wie Borelli
und früher wohl auch Galen gemeint hat. Vielmehr geschieht
bei der Ernährung eine weitgehende Umgestaltung der Nahrung.
Jeder Organismus bildet sich aus der ihm gebotenen Nahrung
seine eigene Substanz, und aus dem gleichen Blut wachsen die
verschiedensten Organe. Eine derartige Verwandlung der Nahrung
geschieht an den verschiedenen Stellen des Organismus durch
eine Fermentatio. Und zwar sind die Fermente in den verschiedenen
Organen verschieden. Sie wirken dynamisch und nicht materiell,
sind aber doch an einen materiellen Träger gebunden und in-
sofern dem Leben ähnlich, bei dem sich immer die Materie und
die Dynamik als untrennbar erweisen. Der Zerfall des Organismus
im Tode wird darauf zurückgeführt, dass fremde Fermente sich
des Körpers bemächtigen und ihn zersetzen. Es ist erstaunlich,
wie nahe diese Auffassungen den Ergebnissen der modernen
Fermentforschung kommen.
Man hat van Helmont unter die Jatrochemiker einreihen
wollen, weil fermentative Vorgänge in seiner Ernährungsphysiologie
eine so erhebliche Rolle spielen. Dabei wird übersehen, dass der
Leitgedanke nicht die Chemie, sondern das Wachstum des Or-
ganismus ist. Die Schöpfung Gottes, die van Helmont in der
Natur sah, wiederholt sich immer aufs Neue. Das Wachsen und
Vergehen der Organismen kommt niemals zum Stillstand. Die
Natur ist auch bei Helmont bewegt. Nur ist es nicht das Kreisen
auf immer gleichen Wegen, sondern es ist der biologische Ab-
lauf zwischen Geburt und Tod, der zu Grunde gelegt wird. Die
Nahrung ermöglicht dieses Geschehen, indem sie (um einen mo-
dernen Terminus einzuführen) im Wachstum assimiliert wird, und
sie ist nicht der Betriebstoff einer Maschine. Auch wir kommen
heute auf vielen Gebieten der Stoffwechselphysiologie übrigens
auch wieder dahin, nicht Bilanzen irgend welcher Art, sondern
Wachstumswirkungen zu untersuchen.
Mit dieser Auffassung der Nahrungsassimilation ist dann not-
wendig auch eine qualitative Unterscheidung der Nahrung gegeben.
Doch ist van Helmont hier nicht dogmatisch wie die Galenisten,