Frühzeitige Erkennung und Bekämpfung der
Heeresseuchen.
Von
Ernst Rodenwaldt.
Kurze Zeit, nachdem die Schlacht an der Yser Ende November
1914 im Stellungskampf erstarrt war, erließ der Armeearzt der
4. Armee einen auf den ersten Blick grotesk wirkenden Befehl
folgenden Inhalts: „Bei Kranken, die mit ansteigendem Fieber in
Zugang kommen, die über Kopfschmerzen klagen und bei denen
übrigens nichts gefunden wird, ist an Typhus abdominalis zu
denken“.
In diesem Befehl fand die Tatsache ihren Ausdruck, daß unsere
Ärzteschaft eine Krankheit nicht mehr kannte, die noch etwa
75 Jahre zuvor in Europa so allgemein verbreitet war, daß fast
kein Stadtbewohner ihr im Laufe seines Lebens entging. In den
Mittelmeerländern, in Ostasien und in Kolonialländern ist das ja
auch heute noch fast überall so.
Daß der Typhus notwendigerweise im Kriege, wie von jeher,
eine Rolle spielen müsse, war nur älteren und erfahrenen Epi-
demiologen deutlich. Löffler hat als beratender Hygieniker der
4. Armee sofort veranlaßt, daß im Aufmarschgebiet sämtliche be-
kannten Dauerausscheider so lange interniert wurden, als die
Armee in diesem Gebiet weilte, und wies beim Vormarsch rasch
nach, daß zwischen den sich rasch vermehrenden Typhusfällen
und den ganz unhygienisch arbeitenden Bäckereikolonnen ein
ätiologischer Zusammenhang bestand.
Der Sanitätsbericht über das Deutsche Heer sagt, die Armee-
ärzte hätten die Tatsache, daß die Typhusdiagnose anfangs nicht
gestellt wurde, damit erklärt, daß durch die Schutzimpfung das
Krankheitsbild weitgehend gemildert worden sei, sodaß die Er-
krankungen oft schwer erkannt wurden.
Der Sanitätsbericht berichtet uns weiter, daß überhaupt die
Infektionskrankheiten bei der Truppe nur selten sofort erkannt,
daß die Mehrzahl unter unbestimmten Diagnosen als „Krankheiten
Heeresseuchen.
Von
Ernst Rodenwaldt.
Kurze Zeit, nachdem die Schlacht an der Yser Ende November
1914 im Stellungskampf erstarrt war, erließ der Armeearzt der
4. Armee einen auf den ersten Blick grotesk wirkenden Befehl
folgenden Inhalts: „Bei Kranken, die mit ansteigendem Fieber in
Zugang kommen, die über Kopfschmerzen klagen und bei denen
übrigens nichts gefunden wird, ist an Typhus abdominalis zu
denken“.
In diesem Befehl fand die Tatsache ihren Ausdruck, daß unsere
Ärzteschaft eine Krankheit nicht mehr kannte, die noch etwa
75 Jahre zuvor in Europa so allgemein verbreitet war, daß fast
kein Stadtbewohner ihr im Laufe seines Lebens entging. In den
Mittelmeerländern, in Ostasien und in Kolonialländern ist das ja
auch heute noch fast überall so.
Daß der Typhus notwendigerweise im Kriege, wie von jeher,
eine Rolle spielen müsse, war nur älteren und erfahrenen Epi-
demiologen deutlich. Löffler hat als beratender Hygieniker der
4. Armee sofort veranlaßt, daß im Aufmarschgebiet sämtliche be-
kannten Dauerausscheider so lange interniert wurden, als die
Armee in diesem Gebiet weilte, und wies beim Vormarsch rasch
nach, daß zwischen den sich rasch vermehrenden Typhusfällen
und den ganz unhygienisch arbeitenden Bäckereikolonnen ein
ätiologischer Zusammenhang bestand.
Der Sanitätsbericht über das Deutsche Heer sagt, die Armee-
ärzte hätten die Tatsache, daß die Typhusdiagnose anfangs nicht
gestellt wurde, damit erklärt, daß durch die Schutzimpfung das
Krankheitsbild weitgehend gemildert worden sei, sodaß die Er-
krankungen oft schwer erkannt wurden.
Der Sanitätsbericht berichtet uns weiter, daß überhaupt die
Infektionskrankheiten bei der Truppe nur selten sofort erkannt,
daß die Mehrzahl unter unbestimmten Diagnosen als „Krankheiten