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Rodenwaldt, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 2. Abhandlung): Frühzeitige Erkennung und Bekämpfung der Heeresseuchen — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43760#0007
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und Bekämpfung der Heeresseuchen

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ein Blutpräparat anzufertigen. Dann war natürlich alles ganz ein-
fach. Aber selbst in wärmeren Ländern dachten unsere Ärzte
nicht an die Malaria und beschrieben sie z. B. in Kleinasien als
neue Krankheit unter dem Namen „febris taurica“.
Nachdem dann in Mazedonien und in der Türkei die Malaria
überhaupt als Epidemie festgestellt war, haben sich keine Schwie-
rigkeiten mehr ergeben. Unsere Malariologen gaben Merkblätter
heraus. Gerade hier zeigte sich, wieviel Nutzen solche Anwei-
sungen haben. Die mustergültige Schrift von Fülleborn, die in
den Armeen verteilt wurde, stellte mit einem Schlage die Malaria-
bekämpfung auf eine feste Basis. Über die Art der Bekämpfung
und Therapie kam man rasch zu grundsätzlicher Übereinstim-
mung. In einem neuen Feldzuge würde heute die Verwendung
der neuen Malariamittel eine sehr wesentliche Rolle spielen und
neue Erfahrungen bringen.
Im Sanitätsbericht erscheint die Ruhr mit im Ganzen 155 376
Fällen, also etwa U., Fällen mehr als der Typhus abdominalis
(116 481).
Diese Zahl dürfte aber diejenige des Berichts sein, der der ge-
ringste Wert zuerkannt werden muß.
Zwar erscheint die Ruhr hier gewissermaßen auf dem ihr für
Kriegszeiten zukommenden Platz, d. h. wenn man die Grippe mit
ihren 303 544 Fällen fortläßt, weil sie durch eine Sonderlage be-
dingt war, als die Kriegsseuche „Rath’ exochen“. Und es muß
zweifellos als die höchste Leistung ärztlicher und hygienischer
Kunst in diesem Kriege angesehen werden, daß die Ruhr sich
in relativ weit geringeren Grenzen gehalten, relativ weit geringere
Opfer gefordert hat als in früheren Kriegen und daß sie auch die
eigentlichen Kriegshandlungen nicht so beeinflußt hat, wie das in
früheren Kriegen der Fall war.
Aber die Rolle, die sie de facto gespielt hat, wird durch die
genannte Zahl nicht erfaßt.
Hier liegt der Irrtum nicht darin, daß überhaupt keine Dia-
gnose gestellt, sondern daß die Diagnose weitaus zu eng ge-
faßt wurde.
Ruhr ist eben nicht eine Infektionskrankheit, die charakteri-
siert wäre durch das Erscheinen von Schleim und Blut im Stuhl,
sondern sie umfaßt ganz zweifellos eine sehr große Zahl von
Fällen, in denen die Ruhrerreger und zwar alle — auch der Ba-
zillus Shiga-Kruse macht wahrscheinlich keine Ausnahme -
 
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