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Rodenwaldt, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 2. Abhandlung): Frühzeitige Erkennung und Bekämpfung der Heeresseuchen — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43760#0023
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und Bekämpfung der Heeresseuchen
Verschiedene Wege der Vaccination werden vorgeschlagen.
Schon seit über einem Jahrzehnt wird eine Vaccine empfohlen,
die durch zweimonatige Behandlung von Aufschwemmungen des
SHIGA-KRUSE-Bazillus mit Formaldehyd bereitet wird.
Es ist mir nicht recht begreiflich, daß Prigge in einem Re-
ferat auf der 17. Tagung der Deutschen Vereinigung für Mikro-
biologie dies Verfahren kurzer Hand als unbefriedigend abge-
lehnt hat. In Niederländisch-Indien impft man seit 12 Jahren
die Truppe und alljährlich die Mekkapilger, jedesmal 10—20 000
Menschen, und hat seitdem keine Ruhrepidemie in der Armee
und auf den Schiffen gesehen. Ich selbst habe auf der Insel
Bali mit einer solchen Vaccine die allerbesten Erfolge gehabt.
Die früher alljährlich auf der Insel sich einstellenden Shiga-
Epidemien mit hoher Sterblichkeit haben seit dem Frühjahr 1929
völlig aufgehört, wenn beim Auftreten einzelner Fälle sofort eine
Durchimpfung des ganzen Bezirks vorgenommen wurde. Auch in
Ostjava wurde eine sehr bösartig auftretende Epidemie durch
die Vaccination rasch zum Stillstand gebracht.
Allerdings bedarf die Herstellung dieser Vaccine der wich-
tigen Vorprüfung, ob die verwendeten SHIGA-Stämme durch For-
mol wirklich atoxisch gemacht werden. Bei einigen Stämmen ist
das nicht der Fall. Man darf also nur mit vorher geprüften Stäm-
men arbeiten.
Diese Tatsache zeigt aber schon, daß die SHIGA-Stämme in ihren
antigenen Eigenschaften verschieden sind. Neuere Forschungen,
deren Verdienst hauptsächlich Prigge zukommt, stützen die An-
nahme, daß außer dem vom SfflGA-Bazillus produzierten Toxin
auch ein Endotoxin eine Rolle spielt, welches erst bei vorge-
schrittener Autolyse der Bakterienzelle frei wird, aber für die
Pathogenese der menschlichen Ruhr ebenso bedeutsam ist wie
das Toxin. Man spricht von einem thermolabilen „paretischen“
Toxin, einem Nervengift, und einem thermolabilen, „maranti-
schen“ Endotoxin, einem Darmgift.
Prigge hat auf Grund dieser Anschauungen Endotoxin-, To-
xin-, Antitoxin-, sog. E.T.A.-Impfstoffe hergestellt, welche nach
seinen Versuchen eine hohe Schutzwirkung beim Versuchstier
entfalten. Welche Ergebnisse die Prüfung beim Menschen gehabt
hat, ist mir nicht bekannt.
Die Frage ist nur, ob eins oder beide Gifte durch das Formol
erfaßt werden und ob in der Tat ein ernster Einwand gegen die
 
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