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Goerttler, Kurt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 3. Abhandlung): Der Bau der Muscularis mucosae des Magens — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43761#0006
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Kurt Goerttler:

reliefs oder Mikroreliefs der Magenschleimhaut. Denn die in einen
Bewegungsmechanismus einbezogenen Areale sind ja der Größe
nach stufenweise änderungsfähig. Werden größere Bezirke der
Muscularis mucosae zusammengefaßt, dann erscheinen Hoch-
relieffalten, arbeiten aber die Areale gewissermaßen selbständig,
so muß ein Mikrorelief entstehen.
Das hängt außer von der Innervation sicherlich auch vom
jeweiligen Spannungszustand der Magenwand ab und von einem
Synergismus zwischen der Außenmuskulatur des Magens und der
Muscularis mucosae. Die oben erwähnte Arbeit meines Schülers
Schmidt im morphologischen Jahrbuch bringt genauere Einzel-
heiten einer solchen Funktionsanalyse, sodaß ich mich darauf be-
schränken kann, nur den folgenden wesentlichen Punkt hervor-
zuheben :
Zwischen den beiden Muskelschichten liegt die bindegewebige
Submucosa ausgespannt. Deren Verhalten ist mechanisch von
entscheidender Bedeutung. Ist sie straff — bei gedehntem und
nicht kontrahiertem Magen (Verdauung) —, dann muß eine iso-
lierte Kontraktion der Muscularis mucosae die großen Drossel-
venen mit ihren arteriovenösen Anastomosen oberhalb der Mus-
cularis mucosae abklemmen. Denn das Punctum fixum liegt unter
dieser Voraussetzung in der Submucosa. Die arteriovenösen Kurz-
schlüsse werden damit blockiert, sodaß alles Blut in die Capillaren
der Schleimhaut hinein muß. Dies würde bedeuten: Unterstützung
der Drüsentätigkeit und der Resorption.
Kontrahiert sich aber die Muscularis propria (bei den Ver-
dauungsbewegungen des Magens), dann muß die Submucosa
entspannt werden. Dann liegt auch das Punctum fixum bei
einer Kontraktion der Muscularis mucosae nicht mehr in der Sub-
mucosa, sondern in der Mitte der Muskelfasern: die Venen wer-
den offen gehalten, die arteriovenösen Anastomosen sind frei,
und das Blut wird aus der Schleimhaut abgesaugt. Ja, die Blut-
fülle in der Submucosa kann so reichlich werden, daß es aus
diesem Grunde zu Faltenbildungen kommt, wie sie Forsell be-
schrieben hat und auf eben die gleichen Ursachen zurückführte.
Zwischen beiden Extremen der Wirkungsmöglichkeit der Muscu-
laris mucosae weitere Einzelfunktionen zu analysieren, halte ich
vorläufig für unnütz. Das kann nur durch Beobachtung am Leben-
den entschieden werden, ebenso wie die Frage, ob die Muscu-
laris mucosae etwa für eine rythmische Blutfüllung und Entlee-
 
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