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Isolde Hausser :
4 auf 7 m variiert wird. Die Lösung besitzt also ein Dispersions-
gebiet in diesem Wellenbereich, da ihre Dielektrizitätskonstante
von 64 pro Mol gelöster Moleküle auf 0 für die gelösten Mole-
küle abfällt. Wir beobachten aber ferner, daß diese Lösung in
diesem Dispersionsgebiet keinerlei Viscositätsabhängigkeit zeigt.
Im gesamten Temperaturbereich wächst die Dielektrizitätskon-
stante mit der Wellenlänge etwa gleichmäßig, ganz anders als
bei dem langen Betain. Wir müssen daraus den Schluß ziehen,
daß es also nicht die innere Reibung, d. h. also der Relaxations-
effekt nach Debye, ist, der dieses Dispersionsgebiet hervorruft.
Eine alkoholische Lösung von Sphingomyelin von einem Prä-
parat, das ebenfalls im Institut von Herrn Professor Richard
Kuhn besonders gereinigt worden war, ergab Meßresultate, die
sehr nahe mit denen für Lecithin übereinstimmen. Frühere Mes-
sungen an einem Präparat, das Herr Professor Ernst Klenk
dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hatte, führten zwar
Λ g
qualitativ zu ähnlichen Resultaten, die Werte für lagen aber
zum Teil etwas höher (12). Da dieses Präparat auch erheblich
höhere Leitfähigkeit aufwies, liegt die Vermutung nahe, daß die
Unterschiede durch Verunreinigungen hervorgerufen wurden, die
sich durch die höhere Leitfähigkeit anzeigten.
Betrachtet man in diesem Zusammenhänge die chemischen
Konstitutionsformeln dieser Moleküle in Bild 26 u. 27, so erscheint
folgende Deutung der Meßresultate naheliegend. Die Aminophos-
phatide, Lecithin z. B., sind nicht einfache langgestreckte Ketten
wie das lange Betain, sondern bestehen aus drei Armen. Zwei
dieser Arme sind lange Fettsäureketten mit etwa 20 Atomab-
ständen in der Kette. Diese Fettsäuren haben bestimmt keine
Zwitterionenform. Ihre Dipolmomente sind sehr klein und können
keine Erhöhung der Dielektrizitätskonstanten des Alkohols bewirken.
Die Zwitterionenform und das gemessene große Dipolmoment
muß daher dem dritten kurzen Arm, der Cholinphosphorsäure, in
der dargestellten Weise zugeschrieben werden. Der Wert von
ungefähr 65 für
Δ ε
Δ c
stimmt auch ganz gut mit einem Abstand der
Ladungen von 4—5 Atomabständen überein. Ich machte vor-
stehend darauf aufmerksam, daß man keinerlei Viscositätsab-
hängigkeit im Dispersionsgebiet beobachtet. Wir müssen daraus
schließen, daß sich unter dem Einfluß des schnellen Wechselfeldes
Isolde Hausser :
4 auf 7 m variiert wird. Die Lösung besitzt also ein Dispersions-
gebiet in diesem Wellenbereich, da ihre Dielektrizitätskonstante
von 64 pro Mol gelöster Moleküle auf 0 für die gelösten Mole-
küle abfällt. Wir beobachten aber ferner, daß diese Lösung in
diesem Dispersionsgebiet keinerlei Viscositätsabhängigkeit zeigt.
Im gesamten Temperaturbereich wächst die Dielektrizitätskon-
stante mit der Wellenlänge etwa gleichmäßig, ganz anders als
bei dem langen Betain. Wir müssen daraus den Schluß ziehen,
daß es also nicht die innere Reibung, d. h. also der Relaxations-
effekt nach Debye, ist, der dieses Dispersionsgebiet hervorruft.
Eine alkoholische Lösung von Sphingomyelin von einem Prä-
parat, das ebenfalls im Institut von Herrn Professor Richard
Kuhn besonders gereinigt worden war, ergab Meßresultate, die
sehr nahe mit denen für Lecithin übereinstimmen. Frühere Mes-
sungen an einem Präparat, das Herr Professor Ernst Klenk
dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hatte, führten zwar
Λ g
qualitativ zu ähnlichen Resultaten, die Werte für lagen aber
zum Teil etwas höher (12). Da dieses Präparat auch erheblich
höhere Leitfähigkeit aufwies, liegt die Vermutung nahe, daß die
Unterschiede durch Verunreinigungen hervorgerufen wurden, die
sich durch die höhere Leitfähigkeit anzeigten.
Betrachtet man in diesem Zusammenhänge die chemischen
Konstitutionsformeln dieser Moleküle in Bild 26 u. 27, so erscheint
folgende Deutung der Meßresultate naheliegend. Die Aminophos-
phatide, Lecithin z. B., sind nicht einfache langgestreckte Ketten
wie das lange Betain, sondern bestehen aus drei Armen. Zwei
dieser Arme sind lange Fettsäureketten mit etwa 20 Atomab-
ständen in der Kette. Diese Fettsäuren haben bestimmt keine
Zwitterionenform. Ihre Dipolmomente sind sehr klein und können
keine Erhöhung der Dielektrizitätskonstanten des Alkohols bewirken.
Die Zwitterionenform und das gemessene große Dipolmoment
muß daher dem dritten kurzen Arm, der Cholinphosphorsäure, in
der dargestellten Weise zugeschrieben werden. Der Wert von
ungefähr 65 für
Δ ε
Δ c
stimmt auch ganz gut mit einem Abstand der
Ladungen von 4—5 Atomabständen überein. Ich machte vor-
stehend darauf aufmerksam, daß man keinerlei Viscositätsab-
hängigkeit im Dispersionsgebiet beobachtet. Wir müssen daraus
schließen, daß sich unter dem Einfluß des schnellen Wechselfeldes