Metadaten

Seybold, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 8. Abhandlung): Zur Physiologie des Chlorophylls — Heidelberg, 1940

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43800#0012
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
12

A. Seybold:

halten; daß das Chlorophyll a sich bei im Dunkeln wachsenden
Coniferenkeimlingen wesentlich rascher bildet als das Chlorophyll
b, sei nebenbei bemerkt. Etiolierte Keimlinge von Phanerogamen
zeigen dasselbe Verhalten, wenn sie belichet werden.
Damit ist die elementare Frage, welche Bedeutung die beiden
Chlorophyllkomponenten für die einen Pflanzen haben und warum
die anderen mit einer Chlorophyllkomponente die Photosynthese
ihrer Kohlenhydrate vollziehen, freilich nicht befriedigend geklärt.
Ich glaube nunmehr mit einer neuen Theorie eine brauchbare
Lösung des Problems gefunden zu haben. Diese Theorie darzu-
stellen und ihre Brauchbarkeit zu begründen, soll im folgenden
meine Aufgabe sein.
Bei den vergleichend systematischen Chlorophyllanalysen der
Kryptogamen drängte sich mir der Gedanke auf, ob nicht ein-
deutige Beziehungen zwischen den Chlorophyllkomponenten und
den Assimilationsprodukten bestehen.
Das erste sichtbare Produkt der Photosynthese, das wir bei
den meisten Blättern der höheren Pflanzen, Farne, Moose
u. s. w. mikroskopisch leicht feststellen können, ist die Assimi-
lationsstärke. Mit Hilfe der Jodreaktion lassen sich innerhalb
der Chloroplasten sich bläuende Stärkekörner nachweisen, die je
nach den Assimilationsbedingungen in größerer oder kleinerer
Menge oder Größe auftreten. Ein photographisches Negativ
kann daher unter Umständen in das stärkebildende Laubblatt
entsprechend einer Lichtbildherstellung „kopiert“ werden. Daß
eine solche Assimilationsstärke nicht bei allen Pflanzen, vornehm-
lich nicht bei allen Algen beobachtet werden konnte, ist seit langem
bekannt und vielfach bestätigt worden. Ein systematischer Ver-
gleich der einzelnen Pflanzenklassen zeigt, daß in der Tat bei
Pflanzen, denen die Chlorophyllkomponente b fehlt, auch keine
Assimilationsstärke feststellbar ist, sondern andere Assimilations-
produkte auftreten, die wohl oft, wie die Stärke, hochmolekulare
Kohlenhydrate, aber keine Stärke im engeren Sinne sind. Dafür
einige Beispiele:
Bei den Blaualgen, die nur Chlorophyll a aufweisen, ist das
Assimilationsprodukt wahrscheinlich Glykogen. „Doch ist es nicht
als solches in der Zelle nachweisbar, sondern scheint sofort im
Chromatoplasma niedere Kondensationsstufen einer Eiweißver-
bindung zu bilden und als Glykoproteid aufzutreten“ (Geitler).
Für die Heterokonten und die Chrysophyceen, einer von den
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften