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A. Seybold:
selbst oder aber im Protoplasma liegen. Da man bei chlorophyll-
freien Arten dieser Algenordnung aber auch diese Körnchen ge-
funden hat, kann darüber kein Zweifel bestehen, daß es sich
nicht um Assimilationsstärke im eigentlichen Sinn handelt. Zudem
wird von Klebs mitgeteilt, daß sich die zelluloseartige Haut ge-
wisser Dinoflagellaten mit Jod ebenfalls bläut, so daß es sich
vermutlich bei den vermeintlichen Stärkekörnchen gar nicht um
eigentliche Stärke, sondern um ein anderes Kohlenhydrat han-
delt. Schütt, ein hervorragender Kenner der Dinoflagellaten, hat
bei marinen Arten übrigens vergeblich nach Stärke gesucht;
„bei den meisten Peridineenzellen fand ich außer der Membran
(und bisweilen dem Kern) nichts Doppeltbrechendes in der Zelle,
höchstens noch einige winzige Mikrosomen, die eher als kleine
ausgeschiedene Kriställchen, denn als Stärke gedeutet werden
können und deren Masse auch stets sehr gering war“.
Bei anderen Flagellatenordnungen, wie bei den Chrysomona-
dinen, den Heterochlorideen und den Chloromonadinen, ist keine
Stärke festgestellt worden, so daß es sehr fraglich ist, ob die
sich mit Jod bläuenden Körnchen bei den Dinoflagellaten echte
Stärke sind.
Man könnte nun das Bedenken gegen die Brauchbarkeit mei-
ner Theorie vorbringen, daß sie wohl bei den physiologisch ein-
fach organisierten Algen Gültigkeit haben mag, aber für die
höheren Pflanzen nicht anwendbar sei, weil sie sich bei diesen
beide Chlorophyllkomponenten führenden Organismen nicht be-
weisen lasse. Schon eingangs habe ich erwähnt, daß bislang
unter den Blütenpflanzen nur die Nestwurz, Neottia nidus avis,
als Chlorophyll b-frei befunden wurde. Diese saprophytische
Orchidee weist aber unzweifelhaft Stärke auf, so daß man ge-
neigt sein könnte, auf Grund dieses Befundes die Brauchbarkeit
meiner Theorie überhaupt abzustreiten. Wenn man aber daran
erinnert, daß die Stärke der Nestwurz gar nicht aus dem Assi-
milationsprozeß ihrer eigenen Chloroplasten stammt — die Stärke-
körner treten nämlich auch bei völlig im Dunkeln gewachsenen
Pflanzen auf (F. Weber) — so kann Neottia nicht gegen meine
Theorie ins Feld geführt werden. Der Assimilationsapparat der
Nestwurz ist physiologisch stark reduziert, und ihre Stärke stellt
kein photosynthetisches Produkt, sondern eine sekundäre Bildung
der aus dem Humussubstrat entnommenen Substanzen dar.
Die Gültigkeit der Theorie, daß das Chlorophyll b die Poly-
A. Seybold:
selbst oder aber im Protoplasma liegen. Da man bei chlorophyll-
freien Arten dieser Algenordnung aber auch diese Körnchen ge-
funden hat, kann darüber kein Zweifel bestehen, daß es sich
nicht um Assimilationsstärke im eigentlichen Sinn handelt. Zudem
wird von Klebs mitgeteilt, daß sich die zelluloseartige Haut ge-
wisser Dinoflagellaten mit Jod ebenfalls bläut, so daß es sich
vermutlich bei den vermeintlichen Stärkekörnchen gar nicht um
eigentliche Stärke, sondern um ein anderes Kohlenhydrat han-
delt. Schütt, ein hervorragender Kenner der Dinoflagellaten, hat
bei marinen Arten übrigens vergeblich nach Stärke gesucht;
„bei den meisten Peridineenzellen fand ich außer der Membran
(und bisweilen dem Kern) nichts Doppeltbrechendes in der Zelle,
höchstens noch einige winzige Mikrosomen, die eher als kleine
ausgeschiedene Kriställchen, denn als Stärke gedeutet werden
können und deren Masse auch stets sehr gering war“.
Bei anderen Flagellatenordnungen, wie bei den Chrysomona-
dinen, den Heterochlorideen und den Chloromonadinen, ist keine
Stärke festgestellt worden, so daß es sehr fraglich ist, ob die
sich mit Jod bläuenden Körnchen bei den Dinoflagellaten echte
Stärke sind.
Man könnte nun das Bedenken gegen die Brauchbarkeit mei-
ner Theorie vorbringen, daß sie wohl bei den physiologisch ein-
fach organisierten Algen Gültigkeit haben mag, aber für die
höheren Pflanzen nicht anwendbar sei, weil sie sich bei diesen
beide Chlorophyllkomponenten führenden Organismen nicht be-
weisen lasse. Schon eingangs habe ich erwähnt, daß bislang
unter den Blütenpflanzen nur die Nestwurz, Neottia nidus avis,
als Chlorophyll b-frei befunden wurde. Diese saprophytische
Orchidee weist aber unzweifelhaft Stärke auf, so daß man ge-
neigt sein könnte, auf Grund dieses Befundes die Brauchbarkeit
meiner Theorie überhaupt abzustreiten. Wenn man aber daran
erinnert, daß die Stärke der Nestwurz gar nicht aus dem Assi-
milationsprozeß ihrer eigenen Chloroplasten stammt — die Stärke-
körner treten nämlich auch bei völlig im Dunkeln gewachsenen
Pflanzen auf (F. Weber) — so kann Neottia nicht gegen meine
Theorie ins Feld geführt werden. Der Assimilationsapparat der
Nestwurz ist physiologisch stark reduziert, und ihre Stärke stellt
kein photosynthetisches Produkt, sondern eine sekundäre Bildung
der aus dem Humussubstrat entnommenen Substanzen dar.
Die Gültigkeit der Theorie, daß das Chlorophyll b die Poly-