der Säugetiere des Eiszeitalters
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(1931) über die Unterschiede zwischen den Geweihen der Wald-
und der Tundrarentiere genauer unterrichtet sind, kann das Ge-
weih von Murr nicht mehr der Caribou-Gruppe zugewiesen werden.
Es entspricht in den entscheidenden Merkmalen, wie in einer an-
deren Arbeit (Soergel 1941) gezeigt wurde, den Tundraformen und
steht unter diesen R. arcticus näher als R. tarandus.
Wenn von einer gesellig lebenden, mittelgroßen, also auch in
einzelnen Skeletteilen leicht auffindbaren Tierart in einem an
Säugetierresten sehr reichen, seit Jahrzehnten in mehreren großen
Gruben abgebauten und über diese ganze Zeit unter sorgsamer
Überwachung stehenden Schotterlager nur ein Rest gefunden
wurde, so wird diese Tierart, sofern nicht die Lebensweise die
Möglichkeiten einer Einbettung in Flußablagerungen sehr be-
schränkte— was für das Rentier erfahrungsgemäß nicht zutrifft—,
nicht zum Standwild des Gebietes zur Zeit der Schotterbildung ge-
hört haben. Das Rengeweih von Murr muß von einem jahreszeit-
lichen Zuwanderer herstammen. Der gedrungene Rau der Stange,
auf den Dietrich hinweist, spricht für ein älteres männliches Tier.
Renhirsche werfen das Geweih im Spätherbst bzw. im Winter. Die
Abwurfstange ist also einem winterlichen Zugänger zuzusprechen.
Die anderen Säugetiere, deren Reste im gleichen Komplex des
Schotterlagers gefunden wurden, werden guten Teils zum damaligen
Standwild gehört haben, die meisten können nicht im vollen Sinne
Klimagenossen eines winterlichen Zuwanderns gewesen sein, ihr
Klimacharakter bestimmt nicht den des Rentiers. Da dieses im
Winter zuzog und eine Winterwanderung neben einer Kälteflucht
nur als ein Aufsuchen auch im Winter nahrungssichernder und da-
mit klimatisch begünstigterer Gebiete auf gefaßt werden kann, so
kann das Rentier nux- aus nördlicheren, zur Überwinterung weniger
geeigneten, also kälteren Gebieten gekommen sein. Es besaß wie
die anderen mitteldiluvialen und wie die jungdiluvialen Rentiere
Kaltfoimencharakter. Das Zusammenvorkommen mit einem pri-
mitiven Vertreter der Mammutreihe, Elephas trogontherii bzw. tro-
gontherii primigenius, weist in der gleichen Richtung.
Unter den altdiluvialen Vorkommen ist das Rentier noch am
besten aus den Schottern von Süßenborn bei Weimar belegt, wo es
zum erstenmal 1908 (Soergel 1911) nachgewiesen, bis heute in Re-
sten von 4—5 Individuen gefunden werden konnte. Alle Geweihe
gehören dem von Jacobi (1931) aufgestellten Typus cylindricornis
an, dem Tundraren mit dem vom Autor betonten Grundcharakter:
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(1931) über die Unterschiede zwischen den Geweihen der Wald-
und der Tundrarentiere genauer unterrichtet sind, kann das Ge-
weih von Murr nicht mehr der Caribou-Gruppe zugewiesen werden.
Es entspricht in den entscheidenden Merkmalen, wie in einer an-
deren Arbeit (Soergel 1941) gezeigt wurde, den Tundraformen und
steht unter diesen R. arcticus näher als R. tarandus.
Wenn von einer gesellig lebenden, mittelgroßen, also auch in
einzelnen Skeletteilen leicht auffindbaren Tierart in einem an
Säugetierresten sehr reichen, seit Jahrzehnten in mehreren großen
Gruben abgebauten und über diese ganze Zeit unter sorgsamer
Überwachung stehenden Schotterlager nur ein Rest gefunden
wurde, so wird diese Tierart, sofern nicht die Lebensweise die
Möglichkeiten einer Einbettung in Flußablagerungen sehr be-
schränkte— was für das Rentier erfahrungsgemäß nicht zutrifft—,
nicht zum Standwild des Gebietes zur Zeit der Schotterbildung ge-
hört haben. Das Rengeweih von Murr muß von einem jahreszeit-
lichen Zuwanderer herstammen. Der gedrungene Rau der Stange,
auf den Dietrich hinweist, spricht für ein älteres männliches Tier.
Renhirsche werfen das Geweih im Spätherbst bzw. im Winter. Die
Abwurfstange ist also einem winterlichen Zugänger zuzusprechen.
Die anderen Säugetiere, deren Reste im gleichen Komplex des
Schotterlagers gefunden wurden, werden guten Teils zum damaligen
Standwild gehört haben, die meisten können nicht im vollen Sinne
Klimagenossen eines winterlichen Zuwanderns gewesen sein, ihr
Klimacharakter bestimmt nicht den des Rentiers. Da dieses im
Winter zuzog und eine Winterwanderung neben einer Kälteflucht
nur als ein Aufsuchen auch im Winter nahrungssichernder und da-
mit klimatisch begünstigterer Gebiete auf gefaßt werden kann, so
kann das Rentier nux- aus nördlicheren, zur Überwinterung weniger
geeigneten, also kälteren Gebieten gekommen sein. Es besaß wie
die anderen mitteldiluvialen und wie die jungdiluvialen Rentiere
Kaltfoimencharakter. Das Zusammenvorkommen mit einem pri-
mitiven Vertreter der Mammutreihe, Elephas trogontherii bzw. tro-
gontherii primigenius, weist in der gleichen Richtung.
Unter den altdiluvialen Vorkommen ist das Rentier noch am
besten aus den Schottern von Süßenborn bei Weimar belegt, wo es
zum erstenmal 1908 (Soergel 1911) nachgewiesen, bis heute in Re-
sten von 4—5 Individuen gefunden werden konnte. Alle Geweihe
gehören dem von Jacobi (1931) aufgestellten Typus cylindricornis
an, dem Tundraren mit dem vom Autor betonten Grundcharakter: