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Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1941, 4. Abhandlung): Der Klimacharakter der als nordisch geltenden Säugetiere des Eiszeitalters — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.43858#0015
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der Säugetiere des Eiszeitalters

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für gleichaltrig hält mit den Unstrutkiesen der Wangener Terrasse
und für diese mit einer bis in die Elstereiszeit sich fortsetzenden
Aufschotterung rechnet, so würde auch für die Frankenhauser Kiese
damit zu rechnen sein, daß sie zu einem wesentlichen Teil der Vor-
stoßphase der Elstervereisung zugehören, auf jeden Fall nicht
durch einen größeren Hiatus von der Elstereiszeit getrennt sind.
Die Frankenhauser Kiese würden damit jünger sein als die Schotter
von Süßenborn. Und wenn das Rentier von Süßenborn schon eine
Kaltform war, die Kälteanpassung des Rentiers also vor die Zeit
der Süßenborner Schotterbildung fällt, so muß auch das Rentier
von Frankenhausen als eine Kaltform angesprochen werden.
Dieser Schluß ist nicht zwingend, weil die Frankenhauser Kiese
mit den Unstrutkiesen der Wangener Terrasse nicht gleichaltrig
sind und weil eine Stellung der Frankenhauser Kiese in die Vor-
stoßphase der Elstervereisung wohl möglich, aber nicht wirklich zu
beweisen ist (vgl. Soergel 1941 a). Es muß deshalb auf einem ande-
ren Wege versucht werden, die Frage nach dem Klimacharakter
des Rentiers zu klären. Zuverlässigen Aufschluß gibt uns der
Faunenbestand, mit dem es gefunden wurde.
Der kleine Faunenbestand führt nach A. Schmidt (1921, 1923)
neben dem Rentier Praeovibos priscus Stand, (mindestens 5 Indi-
viduen), Equus süssenbornensis Wüst (2 Individuen), Equus sp.,
kleine Form (1—3 Individuen), Rhinoceros antiquitatis Blumenb.
(1—2 Individuen), Ursus sp., bedeutend kleinere Form als Ursus
spelaeus (1 Individuum). Von diesen Arten haben nach Ausweis
des Erhaltungszustandes in der näheren Umgebung des Ablage-
rungsbereichs gelebt Rangifer, Praeovibos, die beiden Equiden und
Rhinoceros. In der weiteren Umgebung bzw. in größerer Entfer-
nung von der Fundstelle waren verbreitet, wie mehr oder weniger
abgerollte Knochen und Zähne erweisen, Praeovibos, Equus süssen-
bornensis und Ursus sp. Danach darf mit einer im biologischen
Einzugsgebiet der Frankenhauser Kiese gleichartigen, nicht oder
kaum differenzierten Fauna gerechnet werden.
Diese Fauna ist allgemein charakterisiert durch das Fehlen von
Waldtieren. Die Landschaft muß in höherem Grade als in Mittel-
thüringen zur Bildungszeit der Schotter von Süßenborn (vgl. Soer-
gel 1939) offen, waldarm bzw. waldfrei gewesen sein. Das bezeugen
die Pferde, der Ovibovine, der wie seine nächste Verwandschaft
nirgends mit einer Waldfauna gefunden bzw. als Standwild in einer
Waldfauna erwiesen ist, das Wollnashorn, das auch in seinen früh-
 
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