der Säugetiere des Eiszeitalters
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muß es vorher die Kälteanpassung gewonnen haben. Selbst wenn
das noch im frühesten Diluvium geschehen wäre, so müßte die Art
bzw. Gattung doch schon im Pliozän sehr weit nördlich gelegene
Länder bewohnt haben. Denn ohne eine schon bestehende Prä-
disposition, einen gegenüber gemäßigten Waldformen schon maß-
geblich abgewandelten Klimacharakter, konnte eine Kälteanpas-
sung nicht eingeleitet und vollzogen werden. Daß auch im hohen
Norden, ehe die Landgebiete vom Eise bedeckt wurden, Säuge-
tiere gelebt haben, ist in Anbetracht der allgemeinen Verbreitung
des Säugerstammes unter allen Klimaten selbstverständlich. Und
welche Säuger sollen in dieser Region während des Pliozäns hei-
misch gewesen sein, wenn nicht die, die schon im Altdiluvium Kalt-
formen waren?
Wir teilen die Auffassung von Stehlin (Dubois et Stehlin 1933),
daß das Rentier in den letzten Phasen des Tertiär in arktischen
Gebieten gelebt hat, wir halten es in diesem Sinne mit Jacobi
(1931) für ein autochthones Polartier.
Soweit wir das Rentier in seiner Geschichte zurückverfolgen
können, ist es eine Kaltform gewesen. Nicht überall, wo wir in eis-
zeitlichen Gesteinen seine Reste finden, erweist es ein hochnordi-
sches bzw. hocheiszeitliches Klima, weil Wanderungen im Spät-
herbst und Winter es weit von seinen sommerlichen Standrevieren
in Gebiete führten, in denen die mittlere Jahrestemperatur Und
die mittlere Sommertemperatur höher lagen. Aber in jedem Fall
ist es ein Zeuge für das Vorhandensein einer Vereisung, stets also
ein fazieller und damit ein stratigraphischer Indikator.
Moschusochse.
In seltener Geschlossenheit erweist sich für den mittel- und
jungdiluvialen Moschusochsen Europas der Kaltformcharakter aus
dem eiszeitlichen Alter der Fundgesteine. Weitaus die meisten seiner
Reste stammen aus Schotterterrassen, aus dem Löß und aus Höhlen-
ablagerungen (Soergel 1942). Keines der bisher bekannten Vorkom-
men — auch nicht das aus der Potockahöhle, wie kürzlich (Soergel
1940) gezeigt wurde —, berechtigt zu Zweifeln, daß der Klima-
charakter des mittel- und jungdiluvialen Moschusochsen dem des
lebenden entsprach bzw. sehr ähnlich war.
Dasselbe gilt für die wenigen altdiluvialen Funde. Rei Obergünz-
burg (Bayrisch Schwaben) fand sich ein männlicher Moschus-
ochsenschädel (Stromer 1928) in Kiesen aus dem Rückzugsstadium
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muß es vorher die Kälteanpassung gewonnen haben. Selbst wenn
das noch im frühesten Diluvium geschehen wäre, so müßte die Art
bzw. Gattung doch schon im Pliozän sehr weit nördlich gelegene
Länder bewohnt haben. Denn ohne eine schon bestehende Prä-
disposition, einen gegenüber gemäßigten Waldformen schon maß-
geblich abgewandelten Klimacharakter, konnte eine Kälteanpas-
sung nicht eingeleitet und vollzogen werden. Daß auch im hohen
Norden, ehe die Landgebiete vom Eise bedeckt wurden, Säuge-
tiere gelebt haben, ist in Anbetracht der allgemeinen Verbreitung
des Säugerstammes unter allen Klimaten selbstverständlich. Und
welche Säuger sollen in dieser Region während des Pliozäns hei-
misch gewesen sein, wenn nicht die, die schon im Altdiluvium Kalt-
formen waren?
Wir teilen die Auffassung von Stehlin (Dubois et Stehlin 1933),
daß das Rentier in den letzten Phasen des Tertiär in arktischen
Gebieten gelebt hat, wir halten es in diesem Sinne mit Jacobi
(1931) für ein autochthones Polartier.
Soweit wir das Rentier in seiner Geschichte zurückverfolgen
können, ist es eine Kaltform gewesen. Nicht überall, wo wir in eis-
zeitlichen Gesteinen seine Reste finden, erweist es ein hochnordi-
sches bzw. hocheiszeitliches Klima, weil Wanderungen im Spät-
herbst und Winter es weit von seinen sommerlichen Standrevieren
in Gebiete führten, in denen die mittlere Jahrestemperatur Und
die mittlere Sommertemperatur höher lagen. Aber in jedem Fall
ist es ein Zeuge für das Vorhandensein einer Vereisung, stets also
ein fazieller und damit ein stratigraphischer Indikator.
Moschusochse.
In seltener Geschlossenheit erweist sich für den mittel- und
jungdiluvialen Moschusochsen Europas der Kaltformcharakter aus
dem eiszeitlichen Alter der Fundgesteine. Weitaus die meisten seiner
Reste stammen aus Schotterterrassen, aus dem Löß und aus Höhlen-
ablagerungen (Soergel 1942). Keines der bisher bekannten Vorkom-
men — auch nicht das aus der Potockahöhle, wie kürzlich (Soergel
1940) gezeigt wurde —, berechtigt zu Zweifeln, daß der Klima-
charakter des mittel- und jungdiluvialen Moschusochsen dem des
lebenden entsprach bzw. sehr ähnlich war.
Dasselbe gilt für die wenigen altdiluvialen Funde. Rei Obergünz-
burg (Bayrisch Schwaben) fand sich ein männlicher Moschus-
ochsenschädel (Stromer 1928) in Kiesen aus dem Rückzugsstadium