Metadaten

Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1941, 4. Abhandlung): Der Klimacharakter der als nordisch geltenden Säugetiere des Eiszeitalters — Heidelberg, 1943

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43858#0020
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
20

W. SOERGEL: Der Klimacharakter

Eisfuchs.
Den zahlreichen jungdiluvialen Vorkommen, in denen den Eis-
fuchs fast ausnahmslos einige der heute mit ihm lebenden Arten
begleiten, steht bisher nur ein mitteldiluviales gegenüber. Ein
Fundverhältnis, das seine Erklärung in erster Linie darin findet,
daß Höhlenablagerungen mitteldiluvialen Alters äußerst selten
sind, und daß erfahrungsgemäß in den Gesteinen des freien Dilu-
viums bei normalem Abbau Reste kleinerer Säugetiere leicht über-
sehen werden. Besonders glückliche Umstände haben bei Bauarbei-
ten in Hohenelbe aus saaleeiszeitlichen Schottern der Mittelterrasse
der Elbe größere Teile eines Fuchsskelettes bergen lassen, das Lie-
bus (1933) auf einen Eisfuchs bezieht. Zwar nähert sich das Becken
in seinen Abmessungen dem des gemeinen Fuchses und die Scapula
fällt „in ihrer Form und ihren Maßen ganz aus der Reihe dieser Ca-
niden'" heraus. Aber die Extremitäten schließen sich „ganz zwang-
los an die hier gegebenen Maße von Leucocyon Jagopus"" an, so daß
Liebus die Skelettreste „doch bei Leucocyon lagopus unterbringen "
möchte.
Das Vorkommen in Flußschottern der Saaleeiszeit steht im
Einklang mit einem Kaltformcharakter, beweist ihn allerdings, da
aus dem Mitteldiluvium nur dieser eine Fund ohne Begleitfauna
vorliegt, nicht unbedingt. Aber es ist ohnedies sehr wahrschein-
lich, daß der Eisfuchs im Mitteldiluvium schon eine Kaltform war.
Wenn er im Jungdiluvium unter eiszeitlichen Klimaverhältnissen
bei uns gelebt hat, so muß er eine entsprechende Anpassung vorher
gewonnen haben. Er muß also in der letzten Interglazialzeit, deren
mittel- und westeuropäischen Ablagerungen er fehlt, weit im Nor-
den verbreitet gewesen sein. Das aber setzt voraus, daß sein Ver-
breitungsgebiet schon vor dem letzten Interglazial unter klimati-
schen Bedingungen stand, die den im hohen Norden gegebenen
ähnlicher waren als denen der gemäßigten Zone. Es darf daher da-
mit gerechnet werden, daß der Eisfuchs schon im Mitteldiluvium
eine Kaltform war oder doch schon sehr weitgehend an ein Kalt-
klima angepaßt gewesen ist. Das ist um so wahrscheinlicher, als
die Stammlinie des Eisfuchses, wie Kormos’ Funde im ungarischen
Frühdiluvium (Kormos 1932) erweisen, schon sehr lange vor dem
Mitteldiluvium selbständig war und damit schon sehr früh eine
Sonderung seines Verbreitungsgebietes von dem anderer Füchse
eingetreten sein muß. Dabei wird eine Art, die heute das nördlich-
ste Verbreitungsgebiet besitzt und im Mitteldiluvium sehr wahr-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften