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Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1941, 4. Abhandlung): Der Klimacharakter der als nordisch geltenden Säugetiere des Eiszeitalters — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.43858#0027
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der Säugetiere des Eiszeitalters

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andere früher als präglazial bezeichnete Faunen in einen frühen
Abschnitt des Altdiluviums.
Neuerdings hat Kormos (1937) darauf hingewiesen, daß es sich in
den Sackdillinger Fundstücken nicht um Lemmus, sondern um My-
opus handle, eine Auffassung, deren Möglichkeit schon Heller
(1935) für lemmingähnliche Reste aus altdiluvialen Spaltenfüllun-
gen bei Erpfingen (Schwäbische Alb) in Betracht gezogen hatte.
Da auch Brunner, dessen Sackdillinger Material bei'weitem die
Hauptmasse der zu Lemmus gestellten Reste enthält, nach einer
brieflichen Mitteilung die Frage, ob Lemmus oder Myopus vorliegt,
noch nicht für geklärt hält, kann vorerst mit dem Vorkommen von
Lemmus in Sackdillingen bzw. im Altdiluvium nicht gerechnet wer-
den. Trotzdem soll für den möglichen Fall, daß eine neue Untersu-
chung die ersten Bestimmungen, wenn vielleicht auch nur für ei-
nen Teil des Materials, bestätigt, geprüft werden, was sich für den
Klimacharakter von Lemmus aus der Sackdillinger Fauna ergeben
würde.
Wenn wir mit Kormos (1934a) Mustela praeglazialis Kormos
nicht als eine selbständige Art, sondern nur als eine Subspezies von
M. palerminea Pet. auffassen, so besteht nach der von Brunner
(1933) gegebenen Liste die Begleitfauna von „Lemmus“ in Sack-
dillingen aus 44 Säugetieren. Von den 27 Genera, auf die sich diese
Arten verteilen, kommen nur 3 in mittel- und jungdiluvialen, Lem-
mus führenden Ablagerungen nicht vor. 10 nur auf die Gattung
bestimmte Formen — es handelt sich nur um Gattungen, die mit
Lemmus schon zusammen gefunden worden sind, und zwar um
Neomys, Myotis, Ursus, Lepus, Ochotona, Glis, Evotomys, Arvicola,
Sciurus, Capreolus — bleiben vorerst unberücksichtigt. Von den
übrigen 34 Arten sind 7 (Sorex minutus, Myotis bechsteini, Myo-
tis nattereri, Allocricetus bursae, Microtus nivalinus3), Pitymys ar-
valoides, Pitymys gregaloides) sicher, weitere 4 (Mustela sp. (aff.
nivalis), Muscardinus sp. (aff. avellanarius), Apodemus sp. (aff. syl-
3) Microtus nivalinus wird von Brunner (1937) aus einer Lemmus und
Dicrostonyx führenden Nagetierschicht des Enzendorfer Lochs bei Vorra, von
v. Wettstein (v. Wettstein und Mühlhofer 1938) aus einer Dicrostonyx
führenden Nagetierschicht aus der Höhle von Merkenstein angegeben. Die En-
zendorfer Form ist größer, sie entspricht in ihren Abmessungen der von
v. Wettstein schon zu Microtus nivalis gestellten Form von Merkenstein.
Welche Aufgliederung der jungdiluvialen Formen der Nivalis-Gruppe sich
schließlich aber auch als gültig erweisen mag, sicher bleibt, daß eine von M. niva-
linus Hinton nicht zu unterscheidende Form noch im Jungdiluvium gelebt hat.
 
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