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Häfner, Heinz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1993/1994, 1. Abhandlung): Weshalb erkranken Frauen später an Schizophrenie?: vorgetragen in der Sitzung vom 13. Februar 1993 — Berlin, Heidelberg [u.a.]: Springer, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.48136#0020
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H. Häfner

Ausschlußkriterien
Exogene Psychose, schwere geistige Behinderung und andere schwere Hirnschä-
digungen;
Untersuchungssamples
PSE-Interview (Wing et al. 1974, v. Cranach 1978) zur Erfassung der Symptomatik
maximal 2 Wochen nach Aufnahme;
TV =176 133 Männer 143 Frauen
IRAOS-Interview zur retrospektiven Erfassung von Beginn und Frühverlauf ca. 6
Wochen nach Aufnahme;
N - 127 Männer 140 Frauen
Die beiden Interviews wurden durch trainierte Psychiater oder Psychologen
durchgeführt, das zur Symptomerfassung vorgesehene PSE unverzüglich nach Auf-
nahme, um die Symptomatik in der akuten Episode zu erfassen, das retrospektive
IRAOS-Interview nach Abklingen der akuten Symptomatik, um Gedächtnis-
verzerrungen durch die Krankheit zu vermeiden.
Wir hatten als nächsten Schritt zwei weitere alternative Erklärungen des Ge-
schlechtsunterschieds im Erstaufnahmealter auszuschließen: sowohl eine mildere
Symptomatik als ein kürzerer Frühverlauf beim weiblichen Geschlecht könnten zu
einer späteren Erstaufnahme führen. Tatsächlich zeigten die Art der frühen
Symptomatik, die Dauer und die Akuität des Frühverlaufs vor Erstaufnahme keine
signifikanten Geschlechtsunterschiede (Häfner et al. 1993).

Die Hypothese wird verifiziert:
Frauen erkranken tatsächlich später an Schizophrenie!

Zur direkten Prüfung unserer Hypothese, der Geschlechtsunterschied im Erst-
aufnahmealter gehe auf einen solchen bei Krankheitsausbruch zurück, haben wir
die Altersmittel für 4 Definitionen von Krankheitsbeginn bei Männern und Frauen
des ABC Samples einander gegenübergestellt. (Abb. 2) Die Altersunterschiede sind
mit Werten zwischen 3,2 und 4,1 Jahren in allen Fällen hochsignifikant. Ähnliche
Ergebnisse zeigt der Vergleich des jeweiligen Medians. Die Parallelität der vergli-
chenen Altersmittel unterstützt die Zuverlässigkeitsannahme der einzelnen Defini-
tionen bzw. der für sie errechneten Werte. Wenn statt der weiten eine enge klinische

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