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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1909, 5. Abhandlung): Über die Nachkommen künstlich veränderter Blüten von Semperivivum — Heidelberg, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.37024#0024
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Georg Klebs:

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stellt sich weiter vor, daß die elementaren Eigenschaften an be-
sondere stoffliche Träger, an ,,Pangene" gebunden sind, die schon
von DARWIN angenommen wurden, nm die Erblichkeitserschei-
nungen zu erklären. Gegen diese Annahme habe ich schwer-
wiegende Gründe angeführt, indem ich (1905, S. 288) darauf hin-
wies, daß vom physiologischen Standpunkt aus diese Pangene gar
keine Einheiten vorstellen können, und daß sie auch nie aus-
reichen können, das Auftreten der Merkmale zu erklären, ln
neuester Zeit hat JoHANNSEN diesen Begriff wieder aufgenommen;
er verzichtet auf jede nähere Vorstellung dieser Träger und redu-
ziert das Wort Pangen zu Gen. Er sagt (1909, S. 124): ,,Das Wort
Gen ist völlig frei von jeder Hypothese; es drückt nur die sicher
gestellte Tatsache aus, daß jedenfalls viele Eigenschaften des
Organismus durch in den Gameten vorkommende, besondere
trennbare und somit selbständige «Zustände», Grundlagen, An-
lagen — kurz, was wir eben Gene nennen wollen — bedingt sind".
Die praktische Brauchbarkeit dieses Ausdruckes kann man
durchaus anerkennen. Aber man muß betonen, daß er nicht
genügt, weil er nur einen Teil der in der Struktur der Zellen
steckenden Potenzen umfaßt. Es gibt eben doch Merkmale, die
als allgemeine Reaktionen des physikalisch-chemischen Gleich-
gewichtssystems der Zellen aufzufassen sind, für die eine An-
nahme besonderer Gene ebenso unnötig erscheint, wie eine solche
für feste Substanzen, die die Potenz besitzen, unter anderen
Bedingungen flüssig oder gasförmig zu werden. Solche allgemeine
Reaktionen treten uns gerade in der Fülle künstlicher Variationen
entgegen unter besonderen Umständen, durch die die inneren
Bedingungen der Zellen so verändert werden, daß die ent-
sprechenden Potenzen verwirklicht werden. Wir müssen voraus-
setzen, daß die Fähigkeiten zur Petalodie, Fasziation, Zwangs-
drehung zur Änderung der Zahlen und StellungsVerhältnisse, der
Farben usw. mehr oder minder allen Spezies im weiten Umkreis
der Phanerogamen zukommen, wenn auch der Nachweis dafür
bisher nur in einzelnen Fällen geführt ist (man vgl. z. B. die
zahlreichen Variationen bei Veronica chamaedrys 1906).
Nun sehen wir, daß viele dieser allgemeinen Potenzen bei
zahlreichen Pflanzenformen, spezielt den Gartenvarietäten, tat-
sächlich zu Artmerkmalen geworden sind, daß es gefüllt-
blühende, fasziierte, rot- oder gelb- oder teilweise weißgefärbte
(panaschierte) Varietäten usw. gibt. Bei diesen Varietäten
 
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