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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1909, 5. Abhandlung): Über die Nachkommen künstlich veränderter Blüten von Semperivivum — Heidelberg, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.37024#0003
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In früheren Arbeiten suchte ich auf experimentellem Wege
das Problem von der Variation der Pflanzen anzugreifen, das
seit den Werken DARWINS das lebhafteste Interesse der mo-
dernen Forschung erregt hat. Die Methode bestand darin, be-
stimmte Pflanzen unter möglichst verschiedenartige äußere Be-
dingungen zu bringen, um ihren gesamten Entwicklungsgang
oder die Gestaltung einzelner Organe weitgehend zu verändern.
Zunächst, führten die Untersuchungen an Algen und Pilzen, die
sich ausgezeichnet dazu eignen, künstliche Variationen ihrer
Entwicklung hervorzurufen, zu dem Gedanken, daß die in der
freien Natur vorhandenen Entwicklungsformen einer Spezies
nicht den gesamten Umfang der in ihrer Struktur liegenden Ent-
wicklungsmöglichkeiten ausmachen. Vielmehr kommen unter
diesen nur solche zur Verwirklichung, welche den gegebenen
Außenbedingungen entsprechen. Nun weisen manche auffallende
Abweichungen bei Blutenpflanzen darauf hin, daß in der freien
Natur, noch viel häufiger in der Gartenkultur, durch besondere
Kombinationen der Außenbedingungen manche der Regel nach
schlummernden Potenzen der Spezies sichtbar gemacht werden
können. Jedenfalls erhebt sich die fundamentaleAufgabe, die Varia-
tion smögbehkeiten einer Spezies im weitesten Umfange durch
Experimente zur Entfaltung zu bringen. Das, was wir Konstanz
der Spezies nennen, ruht auf der Tatsache, daß diese Spezies
unter gewissen, sich gleichbleibenden Außenbedingungen auch
stets die gleichen Formen und sonstigen Lebensreaktionen dar-
bietet; auf Veränderung der Bedingungen reagiert sie mit ihren
Variationen. Nur die Rücksicht auf dieses Verhältnis zur Außen-
welt gibt uns die Mittel in die Hand, nahverwandte, äußerlich
kaum unterscheidbare Pflanzen als gesonderte systematische Ein-
heiten zu erkennen, sobald sie sich unter gleichen Bedingungen
verschieden verhalten.
 
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