Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Bei der Verarbeitung einer größeren Menge von Herings-
testikeln erhielt ich eine bisher nicht beschriebene Base von der
Formel C5H14N4, deren Zusammensetzung auf eine sehr bemerkens-
werte Beziehung zum Arginin und zum Putrescin hinweist und
für welche ich den Namen „Agmatin" vorschlage.
Die Darstellung beruhte auf einer Reihe umständlicher Ope-
rationen, die sich nach genauerer Kenntnis der Base werden
vereinfachen lassen. Die Spermamasse wurde mit sehr ver-
dünnter Schwefelsäure unter einem Druck von vier Atmosphären
erhitzt und der größere Teil der Alloxurbasen durch Fällung
mit Quecksilbersulfat in schwefelsaurer Lösung entfernt. Das
Filtrat wurde zunächst mit Quecksilbernitrat unter Zusatz von
Baryt gefällt, die durch dieses Fällungsmitte] niedergeschlagene
Substanz vom Quecksilber befreit und mit dem von mir für die
Fällung des Arginins angegebenen Silherharyt-VerfahrenQ von
neuem gefällt. Die Base geht in den Niederschlag und kann nun
nach Entfernung der Fällungsmittel in kristallisiertem Zustand
erhalten werden. Aus dem Pikrat wurden dann das Chloraurat,
das Chloroplatinat, das Sulfat, das Chlorhydrat und das Karbonat
als kristallisierte Verbindungen dargestellt.
Das Agmatinkarbonat ist in Wasser wenig löslich und ist
daher vorzugsweise zur Isolierung der Base benutzt worden.
Es scheidet sich in Form kleiner rosettenförmig angeordneter
Kristallblättchen aus der wässerigen Lösung ab. Die Lösung war
optisch inaktiv.
Für die Analyse erwiesen sich das Sulfat und das Chloraurat
am meisten geeignet. Das Agmatiuchloraurat ist in Wasser ziem-
lich löslich, immerhin etwas weniger als das Chloroplatinat, und
kristallisiert leicht. Bei der Analyse lieferten die Kristalle
folgende Zahlen :

*) Bd. 25, 8. 177.

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