P. Lenard:
300000 km Geschwindigkeit in der Sekunde. Der Takt der vom
Sterne erregten Erzitterung wird so scharf und ungeändert bis
zu uns her übertragen, daß BuNSEN und IviRCHHOFF hiernach
die fernen Sterne chemisch zu analysieren vermochten. Darin
muß jener ganze Raum erfüllt sein von einem Etwas, das fähig
ist zu erzittern und die von einer Seite her empfangene Er-
zitterung von Punkt zu Punkt mit jener angegebenen Geschwindig-
keit getreu zu übertragen. Eben dieses Etwas nennen wir den
Äther, und die angegebene Überlegung ist der Existenzbeweis
des Äthers. Wir werden aber bald sehen, daß der Äther noch
viele andere Funktionen hat, ja so viele, daß der Naturforscher
von heute noch große Schwierigkeiten findet, sich ein brauch-
bares Bild von dem so vielartig wirkenden Äther zu machen.
Wie ein gewaltiger, unermeßlicher Mechanismus, den ganzen Raum
erfüllend, erscheint uns dieser Äther, in welchem alles einge-
bettet ist, was wir kennen. Wir wenden uns sofort zu seiner
näheren Betrachtung; nachher erst wollen wir noch weiteres über
die in ihm eingebetteten Spuren, die materiellen Atome, hin-
zufügen.
Wir müssen dabei die Eigenschaften des Äthers nehmen,
wie wir sie eben finden, und sie in einem Bilde zu vereinigen
suchen, und uns nicht stören lassen — wie man, sehr zu Unrecht,
glaube ich, oft getan hat — davon, daß diese Eigenschaften so
ganz andere sind als die der festen, ßüssigen oder gasförmigen
Materie. Denn der Äther ist eben nicht Materie; nur zum Ver-
gleich ist es uns erlaubt, die Materie heranzuziehen. Wir dürfen
von den Massen des Äthers nichts weiter von vornherein an-
nehmen, als daß sie den allgemeinen Gesetzen der Bewegung,
welche uns allerdings von der Materie her geläufig sind, folgen.
Halten wir uns zuerst an das Licht, das uns die Kunde von
der Existenz des Äthers gegeben hat, so ist zu sagen: daß das
Licht unzweifelhaft eine transversale Erzitterung ist, d. h.
daß die Erzitterung quer zur Fortpflanzungsrichtung erfolgt, oder,
wmnn ich es in gewöhnlicher Sprache andeute, daß die Licht-
wellen Berge und Täler haben, nicht Verdichtungen und Ver-
dünnungen wie die Wellen des Schalles, welche longitudinale
Wellen in der Luft sind. Schon alte optische Untersuchungen,
nämlich die über die Polarisation des Lichtes, haben diese Trans-
versalität der Lichtwellen gezeigt. Transversale Wellen gibt es
aber nicht in Gasen oder Flüssigkeiten, nur in festen, starren
300000 km Geschwindigkeit in der Sekunde. Der Takt der vom
Sterne erregten Erzitterung wird so scharf und ungeändert bis
zu uns her übertragen, daß BuNSEN und IviRCHHOFF hiernach
die fernen Sterne chemisch zu analysieren vermochten. Darin
muß jener ganze Raum erfüllt sein von einem Etwas, das fähig
ist zu erzittern und die von einer Seite her empfangene Er-
zitterung von Punkt zu Punkt mit jener angegebenen Geschwindig-
keit getreu zu übertragen. Eben dieses Etwas nennen wir den
Äther, und die angegebene Überlegung ist der Existenzbeweis
des Äthers. Wir werden aber bald sehen, daß der Äther noch
viele andere Funktionen hat, ja so viele, daß der Naturforscher
von heute noch große Schwierigkeiten findet, sich ein brauch-
bares Bild von dem so vielartig wirkenden Äther zu machen.
Wie ein gewaltiger, unermeßlicher Mechanismus, den ganzen Raum
erfüllend, erscheint uns dieser Äther, in welchem alles einge-
bettet ist, was wir kennen. Wir wenden uns sofort zu seiner
näheren Betrachtung; nachher erst wollen wir noch weiteres über
die in ihm eingebetteten Spuren, die materiellen Atome, hin-
zufügen.
Wir müssen dabei die Eigenschaften des Äthers nehmen,
wie wir sie eben finden, und sie in einem Bilde zu vereinigen
suchen, und uns nicht stören lassen — wie man, sehr zu Unrecht,
glaube ich, oft getan hat — davon, daß diese Eigenschaften so
ganz andere sind als die der festen, ßüssigen oder gasförmigen
Materie. Denn der Äther ist eben nicht Materie; nur zum Ver-
gleich ist es uns erlaubt, die Materie heranzuziehen. Wir dürfen
von den Massen des Äthers nichts weiter von vornherein an-
nehmen, als daß sie den allgemeinen Gesetzen der Bewegung,
welche uns allerdings von der Materie her geläufig sind, folgen.
Halten wir uns zuerst an das Licht, das uns die Kunde von
der Existenz des Äthers gegeben hat, so ist zu sagen: daß das
Licht unzweifelhaft eine transversale Erzitterung ist, d. h.
daß die Erzitterung quer zur Fortpflanzungsrichtung erfolgt, oder,
wmnn ich es in gewöhnlicher Sprache andeute, daß die Licht-
wellen Berge und Täler haben, nicht Verdichtungen und Ver-
dünnungen wie die Wellen des Schalles, welche longitudinale
Wellen in der Luft sind. Schon alte optische Untersuchungen,
nämlich die über die Polarisation des Lichtes, haben diese Trans-
versalität der Lichtwellen gezeigt. Transversale Wellen gibt es
aber nicht in Gasen oder Flüssigkeiten, nur in festen, starren