Metadaten

Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 16. Abhandlung): Über Äther und Materie: Vortrag ... — Heidelberg, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37042#0003
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
\Y enn ein. Naturforscher hei dieser Gelegenheit das Wort
ergreifen soft, so ist es vielleicht angebracht, daß er auf die all-
gemeinste Frage eingeht, welche ihm vorgclegt werden kann,
nämlich die Frage: wie denn in seiner Vorstellung die Welt aus-
sehe. Um hierüber zu reden, muß er vorerst konstatieren, daß
seine Aussagen sich nur auf jenen Teil der Welt beziehen werden,
welcher quantitativer Erforschung mit FIdfe der Sinnesorgane
zugänglich ist. Gerade das Quantitative, die Möglichkeit, alle
Resultate zahlenmäßig immer wieder mit der Wirklichkeit zu
vergleichen und an ihr zu prüfen, ist es, was die Naturwissen-
schaft vor den Geisteswissenschaften auszeichnet. Wir können
diesen, der quantitativen Erforschung durch die Sinne zugäng-
lichen Teil der Welt auch die materielle Welt nennen; nur um
diese handelt es sich für den Naturforscher, von dieser hat er
sich ein Bild gemacht. Und zwar sind die Bilder des Natur-
forschers von der Art, wie es wohl llERTZ zuerst klar ausge-
sprochen hat, daß die denknotwendigen Folgen dieser Bilder
stets wieder Bilder sind von den naturnotwendigen Folgen der
abgebildeten Gegenstände. Durch diese Fundamentaleigenschaft
seiner Bilder kann der Naturforscher Zukünftiges Voraussagen.
In dem quantitativen Zutrel'i'en dieser Voraussagen liegt einerseits
die schon erwähnte Prüfung der Bilder auf ihre Richtigkeit,
andererseits aber auch der praktische Wert der Naturwissen-
schaft.
Nun sind aber diese Bilder des Naturforschers doch von
zweierlei Art. Quantitativ sind sie immer; sie können aber —
und das ist die erste Art — sich sogar ganz darin erschöpfen,
quantitative Beziehungen zwischen beobachtbaren Größen zu sein.
In diesem Falle sind sie vollkommen darstellbar in Gestalt mathe-
matischer Formeln, meist Differentialgleichungen. Dies ist der
Weg, den KmcnnoFF und llELMHOLiz bevorzugt haben, von
KiRCHHOFF die mathematische Beschreibung der Natur genannt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften