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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 16. Abhandlung): Über Äther und Materie: Vortrag ... — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37042#0011
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Über Äther und Materie.

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Erklärung dafür finden, daß Erscheinungen, welche solchem Aus-
weichen des Äthers um bewegte Materie herum entsprächen,
bisher nicht beobachtet worden sind. Vielmehr werden wir
das Mitinbewegungsetzen von Äthermassen und also scheinbare
Massenvergrößerungen in anderer Weise eine Rolle spielen sehen.
Sehen wir nun, um den Äther weiter zu untersuchen, seine
anderen Funktionen an. Er ist nicht nur Träger der sichtbaren
Lichtwellen, er trägt auch die ultravioletten, die ultraroten und
die elektrischen Wellen, die sämtlich gleiche Eigenschaften,
nur verschiedene Längen haben. Diese Längen gehen von zehn-
tausendstel Millimetern bis zu Kilometern. Die letzteren, ganz
langen Wellen sind die elektrischen, mit welchen seit HERTZ draht-
los telegraphiert wird. Aus der Identität der elektrischen und der
Lichtwellen sind wir sicher, daß derselbe Äther, der uns das Licht,
Wärme und alle Energie von. der Sonne bringt, auch die elek-
trischen und magnetischen Kräfte vermittelt. „Ein Äther für
Licht, Wärme und Elektrizität", so drückte Lord KELVIN die
große Errungenschaft der elektrischen Untersuchungen von HERTZ
aus. Alle diese Wellen, auch die elektrischen, sind transversal.
Longitudinale Wellen im Äther haben sich trotz Suchens, mit
guter Gelegenheit dazu, nicht gefunden. Daraus folgt, daß der
Äther inkompressibel ist, oder doch so wenig kompressibel, daß
Longitudinalwellen in ihm mit einer die Lichtgeschwindigkeit sehr
vielfach übersteigenden Geschwindigkeit und also nur unmerk-
tichen Amplitude sich ausbreiten könnten. Die einzelnen Ather-
zellen halten also konstante Abstände voneinander ein. Dies
kommt der Annahme gleich, welche HERTZ seiner Mechanik zu-
grunde legte, daß es sich nämlich in der materiellen Welt in letzter
Linie um die Bewegung von Massen handele, welche in starren
Verbindungen miteinander stehen. HERTZ sucht in seiner Me-
chanik ebenfalls ein dynamisches Modell der materiellen Welt, er
geht aber nicht ein auf die spezielle Art der Bewegungen der
Massen der Materie oder des Äthers.
(Kräfte nach dem NEWTON'schen Gesetz.) Aber noch
eine andere Funktion muß der Äther haben, und zwar — wie wir
zunächst annehmen müssen — wieder derselbe Äther. Er muß
auch die Kräfte der universellen Gravitation vermitteln, diese
Kraftart, welche die Sonnen- und Planetensysteme zusammen-
hält und welche hier auf der Erde den freigelassenen Stein zu
Boden fallen macht. Die Vorstellung von der Mechanik dieser
 
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