Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

llorwegische Forscher haben, besonders auf Herrn KR. BiRKE-
LANDS Veranlassung, in den letzten Jahren systematische Unter-
suchungen der in jenem Lande so günstig zu beobachtenden
Nordlichter unternommen. Sie sind zu dem Resultate gelangt,
daß es sich um Kathodenstrahlen handelt, welche von der Sonne
herkommend in die Erdatmosphäre eindringen und die Luft er-
leuchten, ganz so wie die aus dem Aluminiumfenster einer Ent-
ladungsrohre in die dichte atmosphärische Luft gelangenden
Kathodenstrahlen dieselbe erleuchten, bis sie ihr Ende finden,
indem sie von der Luft absorbiert werden. Daß die Strahlen
gegen die Pole der Erde zu konzentriert werden, ist Wirkung des
Magnetfeldes der Erde, wie es nach den Versuchen von Herrn
I\R. BiRKELANDi) und der von Herrn PoiNCARE hierfür ent-
wickelten Theorie2) für die stets magnetisch ablenkbaren Ka-
thodenstrahlen sein muß.
Die Gesamtheit der bisher noch wenig allgemein bekannten
norwegischen Nordlichtuntersuchungen stimmt vortrefflich mit
jener Erklärung durch Kathodenstrahlen von der Sonne überein.
Besonders bemerkenswert sind hierbei die von Herrn A. STÜRMER
durchgeführten Rechnungen über den Lauf, welchen Kathoden-
strahlen, von außen her an die magnetische Erdkugel heran-
kommend, nehmen müssen. Es ergibt sich aus diesen Rech-
nungen nicht nur das Bestehen der wirklich beobachteten
Häufigkeitszone der Nordlichter in gewissen hohen geographischen
Breiten um die magnetischen Erdpole herum, sondern es werden
selbst auch Einzelheiten der Erscheinung unmittelbar verständ-
lich, so z. B. wie die Strahlen durch die Magnetkräfte der
Erde in flache Gebilde, die bekannten Draperien, ausgezogen

1) KR. BiRKELAND, ü/cA. Jes <S'c. PAys- e/ iVaP (4), p. 512, Ge-
neve 1896.
2) H. PoiNCARE, C'owpA Reiia!., 123, p. 530, 1896.

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