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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 18. Abhandlung): Über die Spannung frischer Wasseroberflächen und über die Messung derselben durch schwingende Tropfen — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37044#0007
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Über die Spannung frischer Wasseroberflächen.

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Spannung ein. Dieser letztere Versuch war mir deshalb von be-
sonderem Interesse, weil er auch zeigt, daß eine elektrische
Doppelschicht Wasser-Luft an Wasseroberflächen sich nicht
ausbildet; denn jede sich ausbildende Doppelschicht würde die
Oberflächenspannung verringern müssen.") Auf das Vorhandensein
einer elektrischen Doppelschicht an nicht zu frischen Wasser-
oberflächen habe ich früher aus Beobachtungen über Wasserfall-
elektrizität geschlossen.* *") Man muß nach der hier mitgeteilten
Erfahrung annehmen, daß die Belegungen dieser Doppelschicht
aus zweierlei Wassermolekülen von verschiedener Atomzahl be-
stehen. Es würde dann die Ausbildung dieser Doppelschicht an
frisch gebildeten Wasseroberflächen mit der schnellen Ver-
ringerung von deren Oberflächenspannung zusammenfallen. Über
die Zeitdauer der Ausbildung dieser elektrischen Doppelschicht
bei Wasser liegt bisher nur ein erster Anhalt vor aus Be-
obachtungen der Wasserfallelektrizität an Wasserstrahlen ver-
schiedener Länge (1. c. 1892, Tab. XV, p. 620 und 621); die Doppei-
schicht würde danach in wenigen Hundertstel Sekunden bereits
nahezu fertig ausgebildet sein.**)
Das Interesse an diesen Änderungen frisch gebildeter Ober-
flächen veranlaßte mich, auch für die weitere Ausbildung der
Methode der schwingenden Tropfen zu sorgen, und ich habe jetzt
einen sehr kompendiösen und leicht zu handhabenden Apparat
hierfür konstruiert, dessen Beschreibung hier folgen soll*"); und
welcher sich auch zu leichter und einwandfreier Messung von
Oberflächenspannungen überhaupt noch nützlich erweisen kann.
Apparat und Durchführung der Methode unterscheiden sich
nun in mehrfacher Hinsicht gegen früher. Zunächst haften mich
anderweitige Studien an Tropfen*") davon überzeugt, daß man
nur mit sehr kleinen Tropfen zu vergrößerter Genauigkeit kommen
könne, da die störenden, durch den Luftwiderstand hervorge-
rufenen inneren Strömungen in den Tropfen mit zunehmender
Tropfengröße sehr rasch ansteigen. Außerdem bieten die kleinen
Tropfen noch den Vortei), mit geringerer Amplitude vom Rohr
9) H. ÜELMHOLTZ, Be?'. U/MfÜ, 3. Nov. 1881.
*") P. ÜENARD, Ü72?a. <7. PA?/3. M. 46, p. 584, 1892.
**) Über im Gange befindliche weitere Versuche, auch das Potential
der Doppetschicht betretlend, sott später berichtet werden.
*9) Verfertigt wurde der Apparat von der Firma C. DESAGA in
Heidelberg.
*") P. LENARD, Ze27$c/w., 1904, p. 249.
 
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