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Wolf, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 27. Abhandlung): Das Spektrum des Amerikanebels — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37053#0004
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Max Wolf :

als sieben Ouadratgrade bedeckt, erst durch die Photographie
zu unserer richtigen Kenntnis gekommen.s)
Die Wolke bietet dadurch besonderes Interesse, daß sie
wohl das ausgedehnteste Objekt ist, das den Vorgang der Höhlen-
bildung unter den Gestirnen klar erkennen läßt. Bekanntlich
zeigen alle größeren Milchstraßennebel die Eigentümlichkeit, daß
sie am einen Rande einer ausgedehnten Höhle liegen, in der
die schwachen Sterne mehr oder weniger verschwunden sindd)
Diese Erscheinung, deren typisches Beispiel der Nebel bei
Tu, Cygni bildet, ist natürlich für das Verständnis der Ent-
wicklung des Milchstraßensystemes von hervorragender Be-
deutung, und die naheliegende Frage ist die nach der spektralen
Beschaffenheit dieser Wolken, die mit der Entstehung der Sternen-
leeren verknüpft sind.
Es wurde daher unser Reflektor mit dem ZEiss'schen Spektro-
graphen. aus zwei FI. V.-Prismen auf solche Nebel gerichtet, um
eine photographische Andeutung ihres Spektrums zu erhalten.
Versuche mit Spalt waren wegen der Lichtschwäche bis jetzt
ergebnislos. Aber diese Objekte waren für Spektralaufnahmen
ohne Spalt natürlich denkbar ungeeignet, wegen ihrer großen
Ausdehnung. Und doch bot nur das spaltlose Spektroskop Aus-
sicht auf Erfolg.
Da kam mir der Gedanke, von diesen Gebilden solche
Stellen herauszusuchen, die lineare Form besitzen und dabei
von übrigen Teilen der Nebel möglichst isoliert stehen. Wurde
dann der Prismenzug senkrecht zu der linearen Erstreckung des
Nebelbandes befestigt, dann mußte der Nebelstreifen wie ein
linearer Spalt wirken und ein reines Spektrum erhoffen lassen.
So verfuhr ich bei den früher behandelten Nebelflecken, und
jetzt bei dem Amerika-Nebel.
Bei diesem wurde eine Stelle auf unseren früheren Auf-
nahmen herausgesucht, die bei relativ großer Intensität, ein recht
schmales, isoliertes Band bildet. Faßt man den Nebel als große
Trombe, dann liegt die Gegend in der untersten Einschnürung
ihres Schlauches. Der Amerika-Nebel trägt seiuen Namen von
der lächerlichen Ähnlichkeit seiner FImrisse mit jenen einer Karte
des nordamerikanischen Kontinentes. Die Stelle, die in Arbeit

3) Heidelberger Platte B. 207, 1890, Dez. 12.
3) A. N. 3848.
 
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