Metadaten

Franzen, Hartwig: ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 9. Abhandlung): Über die Bildung der Aminosäuren in den Pflanzen und über die Einwirkung von Formaldehyd auf Cyankalium: I. Theoretischer Teil — Heidelberg, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37035#0036
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
36

Hartwig Franzen:

Wirkung von Säuren oder Alkalien verseift, vielfach muß man
diese Mittel in höheren Konzentrationen anwenden, und auch dann
widerstehen noch eine ganze Reihe von Nitrilen der Verseifung.
Derartige Mittel, wie konzentrierte Säuren und konzentrierte Al-
kalien, stehen der Pflanze nun nicht zur Verfügung. RAD-
ziszEWSKY^) fand nun, daß auch die durch die üblichen Mittel
nicht verseifbaren Nitrile sich außerordentlich leicht in die Säure-
amidc überführen lassen, wenn man Wasserstoffsuperoxyd in
schwach alkalischer Lösung bei wenig erhöhter Temperatur auf
sie einwirken läßt
R-CN + 2H,0, = R-C0-NIL-{-0, + H,0.
Es wäre deshalb daran zu denken, daß auch die Pflanzen die
Verseifung der Nitrile auf analogem Wege durchführen, da ihnen
ja genügend Wasserstoffsuperoxyd von der Reduktion des Kohlen-
dioxyds zu Formaldehyd her zur Verfügung steht. Wenn zu-
nächst die Verseifung der Nitrile zu den Säureamiden erfolgt, so
drängt sich die Vermutung auf, daß gar nicht die Amidosäuren
seihst, sondern ihre Amide zur Polypeptidbildung, zur eigent-
lichen Eiweißsynthese, Verwendung Enden. Die Verknüpfuug
zweier Aminosäuren zu einem Polypeptid ist mit. recht großen
Schwierigkeiten verknüpft ; viel leichter müßte sich die Polypeptid-
bildung in folgender Weise vollziehen. Es ist bekannt, daß a-Oxy-
nitrile sich außerordentlich leicht, mit Ammoniak oder Ammoniak-
derivaten unter Ersatz der Hydroxylgruppe durch Amin ver-
binden, und es ist deshalb zu erwarten, daß auch Säureamido
sich in ähnlicher Weise leicht mit a-Oxynitrilen umsetzen; so
müßte z. D. durch Einwirkung von Glycinamid, gebildet durch
Verseifung von Aminoacetonitril, auf Glycolsäurenitril das Nitril
des Glycylglycins entstehen
NIT, - CH, - CO - NH, + OIT — CH, - CN
= NH, — CH, — CO — NPI - CH, - CN + H,0.
Dieses Nitril würde dann wieder dem verseifenden Einfluß des
Wasserstoffsuperoxyds unterliegen und in das Amid des Glycyl-
glycins übergehen
NH, — CH, — CO — NPI — CIT, — CN + 2 IT,0,
= NH, — CH, CO - NPI — CIT, - CO — NIT, + o!, + IT,0

29) ßer. & eAew. GLs. (1885), 355.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften