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Wülfing, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 20. Abhandlung): Über die Lichtbrechung des Kanadabalsams — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37073#0016
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E. A. Wütäng:

geblieben. Auch wenn man 12 Präparate übereinanderschichtet,
kann man neben dem grünlichen Farbenton des Glases nur eine
ganz schwach gelbliche Farbentönung des Kanadabalsams wahr-
nehmen. Diese Farblosigkeit beschränkt sich aber streng aut
die zentralen durch das Deckglas von der Luft abgeschlossenen
Teile. Besonders am Rande sieht man überall eine mehr oder
weniger zarte gelbe Linie, die mit der Lockerung des Deckglases
an Breite erheblich zunimmt. Diese offenbar durch einen Oxy-
dationsvorgang hervorgerufene Gelbfärbung zeigt sich bei jedem
der Luft längere Zeit ausgesetzten Balsam. Sie dringt nur etwa
1/4 mm oder weniger in den Kanadabalsam ein und schützt den
darunter liegenden für Jahrzehnte vor einer erheblichen weiteren
Veränderung. Wir besitzen hier eine große Zahl RosENBUSCH-
scher Präparate aus den Jahren 1869 und 187(1, die über diese
bemerkenswerte Unveränderlichkeit des Balsams, sei es unter
den Deckgläsern, sei es in der Tiefe von etwas dickeren
Tropfen, einigen Aufschluß zu geben vermögen. Bei diesen Prä-
paraten sind die Deckgläser von einem zuweilen 1 cm breiten,
dicken Wulst von Balsam umgeben. Unter dem Deckglas ist
der seit mehr als 40 Jahren von der Luft abgeschlossene
Balsam wieder auffallend farblos und auch gänzlich frei von
Sprüngen und Bissen, während die der Luft ausgesetzten
Wülste eine bei mehreren hundert Präparaten recht konstante tief
weingelbe Färbung mit grünlichem Stich aufweisen, die sich
mit dem Gelb des ersten Übergangs nach Gelb-Grün, 8s der
RADDE'scben Skala, vergleichen läßt. Beim Abkratzen dieser
gelben und von Sprüngen vielfach durchsetzten Haut ist aber
auch in den tiefen Teilen der zuweilen 2 mm dicken Wülste,
also nicht nur unter dem Deckglas, der Balsam farblos. In
vielen Fällen habe ich mich direkt davon überzeugt, daß bei
diesen alten Präparaten der Balsam unter dem Deckglas sowohl
wie in den inneren Teilen der Wülste noch lange nicht spröde,
zuweilen sogar noch auffallend klebrig war. Wo eine so hohe
Plastizität nicht mehr vorhanden ist, wird, wie ich glaube, das
Präparat, bei der ursprünglichen Behandlung entsprechend erhitzt
worden sein. Mit der durch Altern erzeugten Gelbfärbung ist,
ebenso wüe mit der verringerten Plastizität, eine höhere Licht-
brechung verbunden, wie das an einigen dieser alten zu diesem
Zweck demontierten RosENBUSCH'schen Präparate nachgewiesen
werden konnte.
 
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