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Wolf, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 37. Abhandlung): Die Entfernung der Sterne: Vortrag — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37304#0005
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Die Entfernung der Sterne.

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entfernt ist, auch; aber diese Strecken spotten völlig unseres
Vorstellungsvermögens.
Nur von den Verhältnissen in der Anordnung können wir
uns Anschauung verschaffen, wenn wir die Körper in ungemein
verkleinertem Maßstabe aufstellen.
Nehmen wir an, die Sonne, mit ihren anderthalb Millionen
km Durchmesser, schrumpfe zu einer Kugel von 1 m Durch-
messer zusammen, und wir stellten sie auf die Mitte des Ludwigs-
platzes auf das Kaiserdenkmal, dann kommt der Merkur als
Pfefferkorn in 42 m Abstand, also an den Eingang des Kollegien-
hauses. Die Venus zieht in 78 m Abstand ihren Kreis beim
alten Universitätsgebäude vorbei. Die Erde als Haselnuß zieht
durch die Sandgasse und hinter der Jesuitenkirche herum. Und
so geht es weiter. Der apfelsinengroße Jupiter, der größte der
Planeten, reicht mit seiner Bahn bis hinter den Friedrichsbau
und andererseits drüben bis an die Fundamente des Schlosses.
Dann kämen Saturn und Uranus und schließlich der Neptun,
welcher in der Größe einer Pflaume den Weg durch Ziegelhausen
und durch Handschuhsheim zu nehmen hätte.
Auf einem Riesenraum sind diese kleinen Kügelchen ver-
streut und ziehen in der ungeheuren Imere ihre einsamen Bahnen
um die Sonne. Wollen wir vom verkleinerten Bild zur Natur
zurückkehren, so haben wir es 1400 Millionen mal zu ver-
größern.

Schon im Altertum suchte man den irdischen Maßstab hinaus-
zulegen über unser Planetensystem, hinaus zu den fernen Fix-
sternen. Man hatte keinen Erfolg. Schon dem ersten Vorkämpfer
für die Bewegung der Erde um die Sonne als Zentralgestirn,
dem alten AmsTARCuos von Samos, hatte man gegen seine An-
nahme von der Bewegung der Erde entgegengehalten, daß, wenn
sich die Erde so weit in der Welt herumbewegt, bei ihrem Jahres-
lauf um die Sonne, sie bald den Fixsternen auf der einen Seite
ihrer Bahn, bald jenen auf der anderen Seite näher kommen
müßte. Wie, wenn man den Bäumen eines Waldes näher kommt,
die nahen Bäume vor den entfernteren auseinandertreten, — so
müßten, wenn wir auf der einen Seite auf die Fixsterne zu-
kommen, diese Sterne auseinanderrücken, die näheren sich vor
den ferneren verschieben. Das zeigte sich aber nicht.
 
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