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Wolf, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 37. Abhandlung): Die Entfernung der Sterne: Vortrag — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37304#0012
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12

Max Wolf :

Sekunde mit einiger Sicherheit, was einer Entfernung von etwa
100 Lichtjahren entsprechen würde.
Auch so sind es nur relativ wenige Sterne, die sich der er-
folgreichen Messung zugänglich zeigen. Unzählige spotten jeder
Anstrengung. Sie müssen ungeheuer viel weiter entfernt sein.

Ich muß jetzt einen anderen Weg, Parallaxen zu finden, er-
wähnen, der mit der Zeit recht sichere Resnltate verspricht. Er
beruht auf der Beobachtung der Doppelsterne und dem Spek-
troskop.
Die Spektralanalyse hat uns die dunklen Linien zu deuten
gelehrt, die man sieht, wenn man ein schmales Lichtbündel durch
ein Prisma in ein Farbenband ausbreitet. Diese Linien, die FRAUN-
HOFER'schen Linien, entsprechen den Emissionen bestimmter
Stoffe, so daß wir dieselben Linien, wie sie die Sterne durch
das Prisma gehen, auch im Laboratorium hersteilen können.
Nun hat man gefunden, daß diese Linien nur dann an den-
selben Stellen im Farbenbande stehen, wo wir sie auch erzeugen
können, wenn die Lichtquelle in derselben Entfernung von uns
bleibt. Bewegt sich aber die Lichtquelle, also z. B. ein Stern,
gegen uns her oder von uns weg, dann erscheinen die FRAUN-
noFER'schen Linien von ihrem Platze verschoben. Man nennt
das das DopPLER'sche Prinzip. Messen wir die Verschiebungen
aus, so ist es ein leichtes, anzugehen, mit welcher Geschwindig-
keit der Stern sich uns nähert, oder aber sich von uns entfernt.
Wir können so jederzeit angeben, wieviele Kilometer in der
Sekunde sich ein Stern uns nähert, oder sich entfernt. Halten
wir das fest.
Am Himmel finden wir zahlreiche Sterne, die durch das
Teleskop betrachtet sich in zwei Sterne auflösen. Man nennt sie
Doppelsterne. Viele solche Paare lassen im Laufe langer Jahre
gegenseitige Bewegungen erkennen. Sie kreisen umeinander. In
vielen Fällen hat man messen können, wie lang es dauert, bis der
eine Stern einen Umlauf vollendet hat. Natürlich überschaut man
auch den scheinbaren Weg, den er dabei zurücklegt. So kann man
von vielen dieser Paare aufzeichnen, wie groß ihre Bahnen er-
scheinen, die sie in bestimmten Zeiträumen durchlaufen. Wie
groß in Wirklichkeit eine solche Bahn ist, das wissen wir natür-
 
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