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Wolf, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 37. Abhandlung): Die Entfernung der Sterne: Vortrag — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37304#0020
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20

Max Wolf :

meter lang der Weg war, den die Strahlen der Nova vom Februar
bis zum September dort draußen durchliefen. Wie groß uns
dieser Weg erscheint, das können wir unseren Aufnahmen ent-
nehmen. Daraus finden wir aber unmittelbar den Abstand der
Nova von uns selbst.
Aus der Diskussion aller Beobachtungen ergab sich ein Ab-
stand von etwa 325 Lichtjahren von der Erde (0" - 01 Parallaxe
nach IvoPFF).
Also dieser auflodernde Stern stand von uns wohl 300 Licht-
jahre entfernt. Dort draußen ist die große Katastrophe einge-
treten, die uns so schön das Wort: ,,Es werde Licht" vor Augen
geführt hat.
So haben wir also doch unsern Maßstab hinausstecken können
bis zu den Anfängen des glitzernden Bandes der Milchstraße. Das
ist eine berechtigte und große Freude.

Aber wir haben es eilig, wir wollen immer weiter hinaus, ob-
wohl wir bis dahin kaum die alleroberflächlichste Kenntnis der
Verteilung der Sterne erlangt haben.
Es sind ja doch an Tausend Millionen von Sternen in den
Tiefen des Himmels zu sehen. Sie spotten noch jeder der scharf-
sinnigen Viethoden und sie reizen uns auch, zu ihnen hinüber zu
messen.
Was uns dabei am meisten lockt, ist: die Größe des Ganzen
ungefähr zu ergründen; überhaupt zu ermitteln, ob die Millionen
von Sternen zu einem einzigen Ganzen geordnet sind, das nach
außen einen Abschluß hat, oder ob sich die Sterne in wüstem
Chaos in den endlosen Raum verlieren.
Die merkwürdig regelmäßige Anordnung des Bandes der
Milchstraße verrät uns eine gemeinsame Gesetzmäßigkeit und eine
begrenzte Ordnung.
Vor allem war es möglich, sich eine Vorstellung zu ver-
schaffen von der Verteilung des ganzen Komplexes der im Fern-
rohr sichtbaren Sterne. Man ging zuerst von zwei Annahmen
aus. Man nahm probeweise an, daß die Sterne im Durchschnitt
nahezu gleichmäßig durch den Raum verteilt seien, und zweitens,
daß ihre Leuchtkraft ebenfalls im Durchschnitt allenthalben die
gleiche sei. Mit diesen beiden Hypothesen verglich man das
Material, das die Zählungen und Kataloge der Sterne und
 
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