Zur Erinnerung an Jacob Friedrich Fries.
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Physik sein Buch über die Sternkunde hervor, und auch hier
findet er Gelegenheit, seine philosophischen Anschauungen von
neuem zu begründen. Er nennt NEWTONS Theorie den größten
Sieg, den der menschliche Verstand je in der Wissenschaft er-
rungen, aber zugleich die völlige Entzauberung der Lehre. Er
will zugeben, daß man alles aus der Gravitation zu erklären im-
stande sei, aber — und diese Frage können wir heute nach
100 Jahren noch mit ihm stellen — welchen Ursprungs ist
denn diese? doch bei der Einfachheit jenes Gesetzes hält
er es für bedeutungslos, noch nach Erklärungen zu fragen. RiE-
MANN geh! in seinen philosophischen Hypothesen weiter; er
sieht die NEWTON'schen Bewegungsgesetze der Ponderabilien in
dem inneren Zustande derselben begründet; der Weltraum soll
mit einem Stoffe erfüllt sein, welcher fortwährend in die pon-
derablen Atome einströmt und dort aus der Erscheinungs- oder
Körperwelt verschwindet, um sich, wie in unserer Vernunft,
zur Geistessubstanz zu verdichten; der raumerfüllcnde Stoff,
eine incompressible homogene Flüssigkeit ohne Trägheit, soll
durch seinen Druck auf das ponderable Atom die Wirkung der
Gravitation hervorbringen. Sein Schluß, daß die ponderablen
Körper der Ort sind, wo die Geisteswelt in die Körperwelt ein-
greift, klingt ein wenig phantastisch — aber wir müssen uns
jetzt auch in den exakten Wissenschaften an Phanfasiegebihlc
gewöhnen.
Die staunenswerte Vielseitigkeit von FuiES ließ ihn auch
an den großen politischen Umwälzungen der Jahre 1812 und
1813 nicht achtlos vorübergehen, und er fand öfter Gelegenheit,
seinen gemäßigt liberalen Anschauungen auch öffentlich Aus-
druck zu geben. Der in seinem Prorcktoratsjahr im Verkehr mit.
den Studierenden gewonnenen Überzeugung, daß nur ein un-
schuldiger Patriotismus und ,,das Bestreben, ehrenhaft unter den
akademischen Gesetzen zu leben", den Burschenschaften ihre
Entstehung gegeben, wollte er auch in weiteren Kreisen Geltung
verschaffen — aber sein mannhaftes Eintreten für die freiheit-
lichen Bestrebungen in Politik und Wissenschaft sollte sehr bald
verhängnisvoll für ihn werden.
Seine Stellung wurde zwar nach dem Prorektorat immer
angesehener und einflußreicher; vergebens suchte HEGEL im
.fahre 1814 neben FRIES in Heidelberg eine Professur zu er-
langen; ,,sollte die Physik", schrieb er in seinem Hochmut an
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Physik sein Buch über die Sternkunde hervor, und auch hier
findet er Gelegenheit, seine philosophischen Anschauungen von
neuem zu begründen. Er nennt NEWTONS Theorie den größten
Sieg, den der menschliche Verstand je in der Wissenschaft er-
rungen, aber zugleich die völlige Entzauberung der Lehre. Er
will zugeben, daß man alles aus der Gravitation zu erklären im-
stande sei, aber — und diese Frage können wir heute nach
100 Jahren noch mit ihm stellen — welchen Ursprungs ist
denn diese? doch bei der Einfachheit jenes Gesetzes hält
er es für bedeutungslos, noch nach Erklärungen zu fragen. RiE-
MANN geh! in seinen philosophischen Hypothesen weiter; er
sieht die NEWTON'schen Bewegungsgesetze der Ponderabilien in
dem inneren Zustande derselben begründet; der Weltraum soll
mit einem Stoffe erfüllt sein, welcher fortwährend in die pon-
derablen Atome einströmt und dort aus der Erscheinungs- oder
Körperwelt verschwindet, um sich, wie in unserer Vernunft,
zur Geistessubstanz zu verdichten; der raumerfüllcnde Stoff,
eine incompressible homogene Flüssigkeit ohne Trägheit, soll
durch seinen Druck auf das ponderable Atom die Wirkung der
Gravitation hervorbringen. Sein Schluß, daß die ponderablen
Körper der Ort sind, wo die Geisteswelt in die Körperwelt ein-
greift, klingt ein wenig phantastisch — aber wir müssen uns
jetzt auch in den exakten Wissenschaften an Phanfasiegebihlc
gewöhnen.
Die staunenswerte Vielseitigkeit von FuiES ließ ihn auch
an den großen politischen Umwälzungen der Jahre 1812 und
1813 nicht achtlos vorübergehen, und er fand öfter Gelegenheit,
seinen gemäßigt liberalen Anschauungen auch öffentlich Aus-
druck zu geben. Der in seinem Prorcktoratsjahr im Verkehr mit.
den Studierenden gewonnenen Überzeugung, daß nur ein un-
schuldiger Patriotismus und ,,das Bestreben, ehrenhaft unter den
akademischen Gesetzen zu leben", den Burschenschaften ihre
Entstehung gegeben, wollte er auch in weiteren Kreisen Geltung
verschaffen — aber sein mannhaftes Eintreten für die freiheit-
lichen Bestrebungen in Politik und Wissenschaft sollte sehr bald
verhängnisvoll für ihn werden.
Seine Stellung wurde zwar nach dem Prorektorat immer
angesehener und einflußreicher; vergebens suchte HEGEL im
.fahre 1814 neben FRIES in Heidelberg eine Professur zu er-
langen; ,,sollte die Physik", schrieb er in seinem Hochmut an