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Curtius, Theodor [Hrsg.]; Franzen, Hartwig [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Über die chemischen Bestandteile grüner Pflanzen, 3: Über das Vorkommen von Formaldehyd in den Pflanzen — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37311#0013
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Über die Bestandteile grüner Pflanzen, tif.

(A. 7)13

Rohres, welches unten eine wagerechte Kapillare trägt, die in
ein Blatt von Agave Mexicana eingestochen wird, in die Ptlanze
einfließen gelassen. Nachdem die Pflanze noch einige Zeit am
Lichte gestanden hat, wird das mit der Flüssigkeit imprägnierte
Stück herausgeschnitten, in absoluten Alkohol geworfen und ein
Schnitt in einem Tropfen Wasser unter dem Mikroskop unter-
sucht. Man bemerkt dann in einer großen Anzahl von Zellen
einen roten Niederschlag in Form von Streifen oder Flecken
mit mehr oder minder regelmäßiger Begrenzung, deren Farbe
identisch ist mit der, welche Formaldehyd mit Methyl-p-Amido-m-
Kresol gibt. KiMPFLiN denkt sich das Zustandekommen des
Niederschlages in folgender Weise: Das in die Blätter eindringende
Natriumbisulfit bindet den während der Assimilation entstehenden
Formaldehyd. Durch Wasserentziehung mittelst des absoluten
Alkohols wird die Verbindung des Aldehyds mit dem Natrium-
bisulfit haltbar gemacht; durch Einwirkung des Wassers wird
der Formaldehyd dann wieder in Freiheit gesetzt und gibt nun
mit dem Amin die charakteristische rote Färbung. Nach KiMPFLix
hat dieses Reagens vor den meisten anderen den großen Vorzug,
daß es die Pflanzen nicht angreift.
Gegen diesen Formaldehydnachweis ist außerdem, was gegen
jede Farbenreaktion einzuwenden ist, noch besonders zu sagen,
daß eine Lösung des Amins in einer konzentrierten Natrium-
bisulßtlösung in die lebende Pflanze eingeführt wird. Es wäre
doch wunderbar, wenn hierdurch die Pflanze nicht geschädigt
und an den imprägnierten Stellen die Assimilation nicht sofort
unterbunden würde. Der rote Niederschlag wird außerdem in
den Zellen erzeugt und hier können sehr viele Substanzen vor-
handen sein, die mit dem Amin einen derartigen roten Nieder-
schlag gehen. Dieser Formaldehydnachweis ist jedenfalls ab-
solut unsicher, noch viel unsicherer als sein Nachweis in Pflanzen-
destillaten mit Hilfe von Farbenreaktionen. Zu ähnlichen Schluß-
folgerungen in bezug auf diese Reaktion kommt BonoRNY^);
auch er hält es für sicher, daß die in die Pßanzen eindringende
Natriumbisulfitlösung die Zellen sofort abtötet.
GiBSON^) benutzt zum Nachweis des Formaldehyds in den
Pflanzen folgende Probe: 1 ccm einer 5prozentigen Lösung von
Gallussäure in absolutem Alkohol wird mit ungefähr 3 ccm reiner

24) Chem. Ztg. 1909, 1141.
25) Anna!s of Botany 22 (1908), 118.
 
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