12 (A. 3)
Max Trautz:
Im Sinn der Molekulartheorie bleibt in einem einatomigen
Molekül keine Möglichkeit für eine Aufnahme von Isomeri-
sierungswärme. Dann also ist es nicht möglich, daß einatomige
Gase in den beiden isomeren Formen auftreten. Man muß also
die Edelgase, wenn man sie als einatomig ansieht, scheiden von
den anderen einatomigen Gasen, den Metalldämpfen und von
den in Atome dissoziierten Metalloiden, welche Gase alle sich
durch große chemische Aktivität auszeichnen, zum mindesten
durchaus keine Annäherung an Nullwertigkeit erkennen lassen.
Vielmehr sieht man. daß einatomige Gase im allgemeinen viel
aktiver sind, als solche in Molekülform. So unterschied man bis-
her zwei scharf getrennte Gruppen, die aktiven und die passiven
Atome.
Betrachtet man EucKENS Ergebnisse am Wasserstoff, so
sieht man, daß das einzige Kriterium der Einatomigkeit in-
aktiver Gase, die spezifische Wärme, nicht mehr als zuverlässig
anzusehen ist. Wenn auch bei hohen Temperaturen insoweit, als
nicht Strahlung in Betracht kommt, die spezifische Wärme kon-
stant den Wert s/. R behält, dann kann man sagen, daß sich die
Frage: Einatomigkeit oder Kältemodifikation eines zwei- oder
mehratomigen Stoffs? mit unseren jetzigen Mitteln nicht ent-
scheiden läßt.
Nun fand sich, daß c^ hei Argon in tiefen Temperaturen
den Wert 3/, R besitzt, und daß er bei höheren Temperaturen
(1200 und 2000°)4) gleich 3.0 ist.. Bei Helium freilich hat man
nicht den theoretischen Wert von c^ gefunden, sondern das Ver-
hältnis der spezifischen Wärmen fand sich im Sinn einer
Wärmeisomerisation zu 1.63 und 1.65, also zu klein.?) Die Ge-
nauigkeit dieser Messungen dürfte gering sein, und so kann
man bis jetzt nur sagen, daß außer der Stellung der Edel-
gase im periodischen System kein sicherer Grund für ihre
Einatomigkeit mehr vorhanden ist. Wenn sich die Edelgase
aber als Kälteisomere heraussteilen sollten, dann würden sie
nur gewissermaßen erst hei sehr hohen Temperaturen ,,auf-
tauen". Im übrigen ist klar, daß die Richtigkeit, oder besser
gesagt, die Brauchbarkeit der Isomerisationsanschauung von
dieser Entscheidung an den Edelgasen gar nicht abhängt, sondern
davon, wie sie sich bewährt in den zahlreichen anderen Fällen,
wo sie bestimmte Forderungen stellt, die experimentell prüf-
bar sind. Darf doch gerade in ihrer Prüfbarkeit, in der Be-
Max Trautz:
Im Sinn der Molekulartheorie bleibt in einem einatomigen
Molekül keine Möglichkeit für eine Aufnahme von Isomeri-
sierungswärme. Dann also ist es nicht möglich, daß einatomige
Gase in den beiden isomeren Formen auftreten. Man muß also
die Edelgase, wenn man sie als einatomig ansieht, scheiden von
den anderen einatomigen Gasen, den Metalldämpfen und von
den in Atome dissoziierten Metalloiden, welche Gase alle sich
durch große chemische Aktivität auszeichnen, zum mindesten
durchaus keine Annäherung an Nullwertigkeit erkennen lassen.
Vielmehr sieht man. daß einatomige Gase im allgemeinen viel
aktiver sind, als solche in Molekülform. So unterschied man bis-
her zwei scharf getrennte Gruppen, die aktiven und die passiven
Atome.
Betrachtet man EucKENS Ergebnisse am Wasserstoff, so
sieht man, daß das einzige Kriterium der Einatomigkeit in-
aktiver Gase, die spezifische Wärme, nicht mehr als zuverlässig
anzusehen ist. Wenn auch bei hohen Temperaturen insoweit, als
nicht Strahlung in Betracht kommt, die spezifische Wärme kon-
stant den Wert s/. R behält, dann kann man sagen, daß sich die
Frage: Einatomigkeit oder Kältemodifikation eines zwei- oder
mehratomigen Stoffs? mit unseren jetzigen Mitteln nicht ent-
scheiden läßt.
Nun fand sich, daß c^ hei Argon in tiefen Temperaturen
den Wert 3/, R besitzt, und daß er bei höheren Temperaturen
(1200 und 2000°)4) gleich 3.0 ist.. Bei Helium freilich hat man
nicht den theoretischen Wert von c^ gefunden, sondern das Ver-
hältnis der spezifischen Wärmen fand sich im Sinn einer
Wärmeisomerisation zu 1.63 und 1.65, also zu klein.?) Die Ge-
nauigkeit dieser Messungen dürfte gering sein, und so kann
man bis jetzt nur sagen, daß außer der Stellung der Edel-
gase im periodischen System kein sicherer Grund für ihre
Einatomigkeit mehr vorhanden ist. Wenn sich die Edelgase
aber als Kälteisomere heraussteilen sollten, dann würden sie
nur gewissermaßen erst hei sehr hohen Temperaturen ,,auf-
tauen". Im übrigen ist klar, daß die Richtigkeit, oder besser
gesagt, die Brauchbarkeit der Isomerisationsanschauung von
dieser Entscheidung an den Edelgasen gar nicht abhängt, sondern
davon, wie sie sich bewährt in den zahlreichen anderen Fällen,
wo sie bestimmte Forderungen stellt, die experimentell prüf-
bar sind. Darf doch gerade in ihrer Prüfbarkeit, in der Be-