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Osann, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 23. Abhandlung): Über Holmquistit, einen Lithionglaukophan von der Insel Utö — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37382#0003
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Auf der Exkursion, welche gelegentlich des XI. Internatio-
nalen Geologenkongresses unter Führung von Prof. Holmquist
auf der Insel Utö, einer der Schären südöstlich von Stockholm,
unternommen wurde, fand ich auf den Halden zur Seite der Ny-
köping Eisenerzgrube ein feinkörniges ,,leptitisches“ Gestein, das
durch seinen bläulichen Schimmer auffiel und in dem man mit der
Lupe sehr reichlich bis 2 cm lange Nadeln eines blauen Minerals
erkennen kann. Einzelne dieser Gesteinsblöcke sind noch mit
Eisenerz verwachsen, so daß ihre Herkunft aus dem Bergwerk
oder dessen nächster Umgebung mit Sicherheit anzunehmen ist.
Das blaue Mineral erinnert auf den ersten Blick an Glaukophan
und stimmt auch, wie eine Untersuchung isolierter Nadeln ergab,
mit diesem in optischer Orientierung und Pleochroismus überein;
die gute Spaltbarkeit nach dem Amphibolprisma stellte die Zu-
gehörigkeit zu dieser Mineralfamilie außer allen Zweifel.
Das Auftreten eines Amphibols aus der Glaukophanreihe im
Grundgebirge Schwedens ist überraschend und bemerkenswert.
Soweit mir bekannt, ist ein Glaukophangestein in den großen
Arealen, die präcambrische kristalline Schiefer in Skandinavien
und Finnland, sowie in dem geologisch so ähnlichen britischen
Nordamerika zusammensetzen, noch nicht gefunden worden. Es
mag dies damit Zusammenhängen, daß Glaukophan, wie schon
Rosenbusch hervorhebt, den tieferen Lagen der kristallinen
Schiefer, den eigentlichen Gneisen, anscheinend vollständig fehlt.
Bei der Unsicherheit, die trotz der zahlreichen besonders auch
chemischen Untersuchungen über die genetischen Verhältnisse
der Glaukophangesteine noch besteht, schien es mir von beson-
derem Interesse, der Bildung dieses jedenfalls ganz lokalen Vor-
kommens auf Utö weiter nachzugehen.
Nach der Darstellung von Holmquist1 wird die Küsten- und
Schärenregion der weiteren Umgebung von Stockholm, wenn von
glazialen Ablagerungen abgesehen wird, wesentlich von drei
Gruppen von Gesteinen aufgebaut. Die erste und älteste besteht
aus ursprünglich ,,superkrustalen“ Bildungen: Sedimenten, Erguß-
gesteinen und deren Tuffen resp. Tuffiten. Die zweite Gruppe
bilden Tiefengesteine wesentlich granitischer Zusammensetzung;
sie haben die Gesteine der ersten durchbrochen und zum Teil
kontaktmetamorph verändert. In einer späteren Periode starker
 
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