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Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 1. Abhandlung): Die Einwirkung von Stickoxyd auf Chlor, 1 — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37409#0023
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Die Einwirkung von Stickoxyd auf Chlor. I. (A. 1) 15
nicht etwa durch Katalyse verändert werden, sondern durch
ihr Zusammenspiel die Erscheinungen der homogenen Katalyse be-
dingen, ist nicht unnötig zu erwähnen. Ist es doch noch keines-
wegs allgemeine Ansicht, daß homogene Katalyse nicht Geschwin-
digkeitsänderung einer Einzelreaktion ist — einer von zwei
wirklichen reziproken -— sondern Geschwindigkeitsänderung
eines Ge samt-Reaktionsverlaufs durch Ermöglichung (Hinzu-
bringen des echten Katalysators) oder Begünstigung (Konzen-
trationserhöhung des echten Katalysators) solcher Einzelreak-
tionen in ihm, die schneller als die andern zur Umwandlung der
Ausgangsstoffe in die Produkte führen. Faßt man homogene
Katalyse in dieser letzteren Weise auf, als eine Verschiebung des
Anteilverhältnisses der verschiedenen miteinander um die Aus-
gangsstoffe konkurrierenden Reaktionen, so verschwindet alles
geheimnisvolle aus dem Begriff und man bleibt doch mit dem In-
halt in Übereinstimmung, den der Begriff allmählich erhalten hat.
Hatte man früher verlangt, daß das Gleichgewicht durch einen
Katalysator gar nicht verschoben werde, so trifft das heute nur
noch selten zu. Der Begriff ist erweitert worden. Man verlangt
nur noch, daß trotz der Wirkung des Katalysators und abgesehen
von etwaigen Produkten seiner eigenen Zerstörung der Haupt-
sache nach die gleichen Reaktionsprodukte auftreten, wie ohne
seine Gegenwart.
Das Ergebnis der Kissschen Arbeit läßt sich kurz zusammen-
fassen. Er hat, wie wir früher schon, festgestellt, daß die Reaktion
zwischen NO und Gig wahrscheinlich im wesentlichen eine echte
Gasreaktion ist, wenn sie bei gewöhnlicher Temperatur verläuft.
Aber er hat eine beschleunigende Wirkung größerer und rauher
Wandflächen gefunden. Deshalb denRt er an eine eventl. Beteiligung
einer Wandreaktion, und will die Reaktion weiter untersuchen.
Es wäre aber auch recht wohl denkbar, daß eine Reaktionsbe-
schleunigung durch die Wand nur teilweise stattfände und zwar nur
indirekt, zum anderen Teil aber vorgetäuscht wäre. Kiss hat den
Fortschritt der Reaktion manometrisch verfolgt. Er hat vorher die
Abweichungen des NOG1 von den Gasgesetzen gemessen und bei
seiner Versuchstemperatur recht beträchlich gefunden. Deshalb
hat er an seinen Beobachtungen darauf bezügliche Korrektionen
angebracht. Es steht zu erwarten, daß das unvollkommene Gas
NOG1 nicht nur an sich einen zu kleinen Druck ausübt, sondern
auch an der Wand stark adsorbiert sein wird. Die so verursachte
 
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