i. Allgemeines.
Im Jahre 1909 wurde die erste allgemein anwendbare Theorie
der Reaktionsgeschwindigkeit in Gasen^ veröffentlicht. Sie for-
derte das Bestehen einer ganz bestimmten quantitativen Beziehung
zwischen der absoluten Größe der Reaktionsgeschwindigkeit und
ihrem Temperaturkoeffizienten. Die gleichgewichtbestimmenden
Größen: Wärmetönung, spezifische Wärmen und Nernstsche
Konstanten gingen in die Rechnung ein. Eine einzige empirische
Konstante, die kinetische Integrationskonstante x, für alle Reak-
tionen von etwa gleicher Größe trat daneben auf. Es war neu,
daß diese Beziehung mit großer Vollkommenheit die Geschwindig-
keit der Gasreaktionen ausdrückt. Um die Theorie zu prüfen,
wurde das ganze Material über Gasreaktionen der Berechnung
unterzogen. Dabei haben sich die gegebenen Formeln bewährt und
eine Übereinstimmung mit der Erfahrung innerhalb der Fehler-
grenzen gezeigt: Bildung von H J und HBr, Zerfall von H J und NO,
Bildung von HgS, Einstellung der Dissoziationsgleichgewichte von
Gig, Brg und Jg waren die einzigen Fälle, wo experimentelle Unter-
lagen zur Berechnung vorhanden waren. Ich habe dann weiter
ableiten können, daß auch Adsorptionsreaktionen sich mit den
Formeln berechnen lassen und zu vernünftigen Werten für x
führen, sobald man die Adsorptionsgesetze berücksichtigt. Die
Durchrechnung der Beobachtungen an den Adsorptionsreaktionen,
die man heute besitzt, ist erst z. T. beendet und wird in kurzem mit-
geteilt werden. So hat die Theorie neue Zusammenhänge und Über-
blicke am vorhandenen Material ermöglicht.
Sie hat aber auch zur Erweiterung unserer experimentellen
Forschung beigetragen. Dies beweisen die Arbeiten über die spe-
zifische Wärme des Chlors bei verschiedenen Temperaturen, die
zum Zweck der Erforschung der Reaktionsgeschwindigkeit des
Chlors im hiesigen chemischen Laboratorium von den Herren
SCHLESINGER^ und BERNEis^ auf meine Anregung hin durchgeführt
worden sind. Ebenso die Bestimmung der spezifischen Wärme von
Kohlendioxyd und Schwefeldioxyd durch Herrn BERNEis und die
damit verbundene Ausarbeitung besserer Methoden zur Bestimmung
l*
Im Jahre 1909 wurde die erste allgemein anwendbare Theorie
der Reaktionsgeschwindigkeit in Gasen^ veröffentlicht. Sie for-
derte das Bestehen einer ganz bestimmten quantitativen Beziehung
zwischen der absoluten Größe der Reaktionsgeschwindigkeit und
ihrem Temperaturkoeffizienten. Die gleichgewichtbestimmenden
Größen: Wärmetönung, spezifische Wärmen und Nernstsche
Konstanten gingen in die Rechnung ein. Eine einzige empirische
Konstante, die kinetische Integrationskonstante x, für alle Reak-
tionen von etwa gleicher Größe trat daneben auf. Es war neu,
daß diese Beziehung mit großer Vollkommenheit die Geschwindig-
keit der Gasreaktionen ausdrückt. Um die Theorie zu prüfen,
wurde das ganze Material über Gasreaktionen der Berechnung
unterzogen. Dabei haben sich die gegebenen Formeln bewährt und
eine Übereinstimmung mit der Erfahrung innerhalb der Fehler-
grenzen gezeigt: Bildung von H J und HBr, Zerfall von H J und NO,
Bildung von HgS, Einstellung der Dissoziationsgleichgewichte von
Gig, Brg und Jg waren die einzigen Fälle, wo experimentelle Unter-
lagen zur Berechnung vorhanden waren. Ich habe dann weiter
ableiten können, daß auch Adsorptionsreaktionen sich mit den
Formeln berechnen lassen und zu vernünftigen Werten für x
führen, sobald man die Adsorptionsgesetze berücksichtigt. Die
Durchrechnung der Beobachtungen an den Adsorptionsreaktionen,
die man heute besitzt, ist erst z. T. beendet und wird in kurzem mit-
geteilt werden. So hat die Theorie neue Zusammenhänge und Über-
blicke am vorhandenen Material ermöglicht.
Sie hat aber auch zur Erweiterung unserer experimentellen
Forschung beigetragen. Dies beweisen die Arbeiten über die spe-
zifische Wärme des Chlors bei verschiedenen Temperaturen, die
zum Zweck der Erforschung der Reaktionsgeschwindigkeit des
Chlors im hiesigen chemischen Laboratorium von den Herren
SCHLESINGER^ und BERNEis^ auf meine Anregung hin durchgeführt
worden sind. Ebenso die Bestimmung der spezifischen Wärme von
Kohlendioxyd und Schwefeldioxyd durch Herrn BERNEis und die
damit verbundene Ausarbeitung besserer Methoden zur Bestimmung
l*