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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 28. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 2: Molekularkräfte und deren elektrische Wirkung ; Wasserfallelektrizität — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37451#0009
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Probleme komplexer Moleküle II.

(A. 28) 9

Spannung bedingen. Es folgt dies aus unserem Satze über die
verringerte Oberflächenkonzentration der komplexen Moleküle
(Gl. 5) zusammen mit dem schon vor langer Zeit von Herrn
G. QuiNCKE eingehend begründeten Satze, daß stets diejenige
Molekülsorte an der Oberfläche sich häuft, welche verringerte
Oberflächenspannung ergibW)-
Besteht die gesamte Flüssigkeitsmasse nur aus einer geringen
Anzahl von normalen Flüssigkeitsmolekülen neben einem kom-
plexen Molekül, wie es z. B. bei kleinen Nebeltropfen der Fall
ist, welche durch Kondensation von Dampf um ein komplexes
Molekül als Kern sich gebildet haben, so ist das komplexe Molekül
gezwungen, in der Nähe der Oberfläche zu sein, und die Vergrö-
ßerung der Oberflächenspannung muß daher eintreten. Ihren
maximalen Wert wird sie erreichen, wenn nur eine einzige normale
Molekülschicht das komplexe Molekül umgibt. Eine Abschätzung
dieser maximal vergrößerten Oberflächenspannung Mi kann mit
Hilfe der Gl. 6 a gewonnen werden, indem man für K und X
die für das Zusammenwirken von komplexen und einfachen Mole-
külen geltenden Größen einführt, welche mit den für einfache
Moleküle allein geltenden Größen K' und V durch die w. u. ab-
zuleitende Gl. 11b verbunden sind. Man erhält so die Beziehung


welche z. B. im Falle des Wassers beim Badius 10 - 10"^ cm
des komplexen Moleküls mit u = l, bezw. 2,3, die Werte <xi = 60(x,
bezw. 11 K, 6 <x ergibt, also sehr erhebliche Vergrößerung der Ober-
flächenspannung. Bedecken die gewöhnlichen Moleküle den Kern in
mehr als einfacher Fage, so muß die Vergrößerung geringer ausfallen;
sie muß unmerklich werden, wenn die Schichtdicke der gewöhnlichen
Moleküle größer ist als der Badius der Wirkungssphäre, und dies
ist nach unseren Gleichungen (x^QQ = 3 r)^) schon bei 2fach
molekularer Schicht zu erwarten. Die Zunahme der Oberflächen-
spannung bei solchen Tropfen ist also ziemlich plötzlich und
'0 G. QuiNCKE, Ann. d. Phys. u. Ch. 139, 1870.
*2) Da beim Verschwinden des Kerneinflusses die Zahl der vorhandenen
gewöhnlichen Flüssigkeitsmoleküle bereits groß ist, kann die Wirkungssphäre
in diesem Falle nach dem Radius der letzteren Moleküle gerechnet werden
(vgl. Note 17).
 
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