Probleme komplexer Moleküle II.
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welche man mithin den einfachen Molekülen (etwa HgO^) hei
Wasser) zuschreiben müßte, um die angenommene Zeitdauer der
Herstellung des Endzustandes an der Oberfläche zu erklären,
ist auffallend gering. Stammte die an der Oberfläche sich häufende
Substanz aus der Luft, so würden bei der Zeitdauer 0,01 Sek.
noch viel geringere Mengen anzunehmen sein, da der Diffusions-
koeffizient im Gase viel größer ist.
Folgendes sind zwei experimentell verfolgbare Fälle, in wel-
chen die zeitliche Ausbildung von Oberflächenschichten an Flüssig-
keiten zum Vorschein kommen kann:
1. Zeitliche Änderungen der Oberflächenspannung.
— Man kann diese Änderungen, wenn sie ohne Hinzutritt von
Verunreinigungen eintreten, als Folge der zeitlichen Ausbildung
der eben betrachteten Oberflächenschicht an der frisch hergestell-
ten Grenzfläche auffassen.
Zum Studium dieser Änderungen hielt ich früher die Methode
der schwingenden Tropfen bezw. Strahlen für die geeignetste^);
als jedoch aus Herrn BonRS eingehender hydrodynamischer
Untersuchung der betreffenden Bewegungen^?) hervorzugehen schien,
daß dieselben gerade in der ersten Zeit nach Bildung der Ober-
fläche -— worauf es ankommt — doch zu kompliziert sein könnten
für genügende theoretische Beherrschung^), habe ich eine neue
Methode vorgeschlagen, welche von Herrn R. Hiss eingehend
ausgearbeitet worden ist. Die Methode gründet sich auf das
Prinzip der Steighöhen; neu hinzugefügt ist nur der Kunstgriff,
daß erstens die oben verengte Steigrohre nur wenig höher aus dem
Gefäß mit der Flüssigkeit hinausragt als es der Steighöhe bei ge-
alterter reiner Oberfläche entspräche, und daß zweitens ein gegen
das obere Ende der Röhre geblasener Luftstrom die Flüssigkeit
dort zerbläst, sodaß sich ganz frische Oberfläche bildet. Wird
darauf der Luftstrom abgestellt und dauert es eine meßbare Zeit,
25) Wenn, wie es bei diesen Molekülen der Fall wäre, eine fortwährende
Neubildung aus den anderen Molekülen (H^Og) im Sinne eines Gleichgewichts-
zustandes stattfindet, so wäre m in Wirklichkeit noch kleiner, als es nach
obiger, bloß die Diffusion berücksichtigender Gleichung sich ergibt.
^) Ann. d. Phys. u. Ch. 30, S. 209, 1887; Heidelb. Akad. 1910 A 18.
N. BoHR, Proc. Roy. Soc. A 84, S. 395, 1911.
2'p Die allgemeine Brauchbarkeit der Tropfenschwingungsmethode
kann bei Anbringung einer kleinen Korrektion erhalten bleiben, worauf
später eingegangen werden soll; als Mittel zum Studium kleiner zeitlicher
Änderungen muß sie jedoch wohl verlassen werden.
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welche man mithin den einfachen Molekülen (etwa HgO^) hei
Wasser) zuschreiben müßte, um die angenommene Zeitdauer der
Herstellung des Endzustandes an der Oberfläche zu erklären,
ist auffallend gering. Stammte die an der Oberfläche sich häufende
Substanz aus der Luft, so würden bei der Zeitdauer 0,01 Sek.
noch viel geringere Mengen anzunehmen sein, da der Diffusions-
koeffizient im Gase viel größer ist.
Folgendes sind zwei experimentell verfolgbare Fälle, in wel-
chen die zeitliche Ausbildung von Oberflächenschichten an Flüssig-
keiten zum Vorschein kommen kann:
1. Zeitliche Änderungen der Oberflächenspannung.
— Man kann diese Änderungen, wenn sie ohne Hinzutritt von
Verunreinigungen eintreten, als Folge der zeitlichen Ausbildung
der eben betrachteten Oberflächenschicht an der frisch hergestell-
ten Grenzfläche auffassen.
Zum Studium dieser Änderungen hielt ich früher die Methode
der schwingenden Tropfen bezw. Strahlen für die geeignetste^);
als jedoch aus Herrn BonRS eingehender hydrodynamischer
Untersuchung der betreffenden Bewegungen^?) hervorzugehen schien,
daß dieselben gerade in der ersten Zeit nach Bildung der Ober-
fläche -— worauf es ankommt — doch zu kompliziert sein könnten
für genügende theoretische Beherrschung^), habe ich eine neue
Methode vorgeschlagen, welche von Herrn R. Hiss eingehend
ausgearbeitet worden ist. Die Methode gründet sich auf das
Prinzip der Steighöhen; neu hinzugefügt ist nur der Kunstgriff,
daß erstens die oben verengte Steigrohre nur wenig höher aus dem
Gefäß mit der Flüssigkeit hinausragt als es der Steighöhe bei ge-
alterter reiner Oberfläche entspräche, und daß zweitens ein gegen
das obere Ende der Röhre geblasener Luftstrom die Flüssigkeit
dort zerbläst, sodaß sich ganz frische Oberfläche bildet. Wird
darauf der Luftstrom abgestellt und dauert es eine meßbare Zeit,
25) Wenn, wie es bei diesen Molekülen der Fall wäre, eine fortwährende
Neubildung aus den anderen Molekülen (H^Og) im Sinne eines Gleichgewichts-
zustandes stattfindet, so wäre m in Wirklichkeit noch kleiner, als es nach
obiger, bloß die Diffusion berücksichtigender Gleichung sich ergibt.
^) Ann. d. Phys. u. Ch. 30, S. 209, 1887; Heidelb. Akad. 1910 A 18.
N. BoHR, Proc. Roy. Soc. A 84, S. 395, 1911.
2'p Die allgemeine Brauchbarkeit der Tropfenschwingungsmethode
kann bei Anbringung einer kleinen Korrektion erhalten bleiben, worauf
später eingegangen werden soll; als Mittel zum Studium kleiner zeitlicher
Änderungen muß sie jedoch wohl verlassen werden.