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Wülfing, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 8. Abhandlung): Zur Erinnerung an Harry Rosenbusch — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37416#0014
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Zur Erinnerung an Harry Rosenbusch. (A. 8) 13
Privatwohnung und lehnte eine Aufforderung seines Lehrers und
Freundes, HEINRICH FiscHER, sich auch der Mittel des Instituts
zu bedienen, entschieden ab. Erst nachdem er am 22. Dezember
1871 den Titel eines außerordentlichen Professors erhalten hatte,
reichte er im Februar 1872 ein Gesuch um einen Raum zur Auf-
stellung seiner Unterrichtssammlungen ein. Zwar erhielt er nicht
ein erbetenes Karzerlokal, das er sich verpflichten wollte, ,,jedesmal
sofort zu räumen, wenn der Notfall zur Benützung des genannten
Zimmers zu seinen früheren Zwecken eintreten sollte", weil der
Disziplinarbeamte dieses Lokal ,,als gänzlich unentbehrlich"
erklärte, dafür aber wurde ihm ein anderes, übrigens ebenfalls
höchst dürftiges Gemach zur Verfügung gestellt. Es ist recht
charakteristisch für den Wandel der Zeiten, mit welcher großen
Bescheidenheit ein Privatdozent damals die Bitte nach einem
solchen Lokal einreichte, im Gegensatz zu den zuweilen auftreten-
den Forderungen der jetzigen Generation.
Wie einfach auch sein damaliges Instrumentarium beschaffen
war, kann man an einem Mikroskop erkennen, das er sich 1870
aus einem KELLNERschen Instrument herstellen ließ. Dieses
Mikroskop wurde 1909 auf Wunsch des Herrn Geh. Hofrats
ÜERBEKE dem ,,Museum für Meisterwerke der Naturwissenschaft
und Technik in München" geschenkt und befindet sich jetzt
unter den dortigen Ausstellungsgegenständen. Mit einem solchen
Instrument hat RosENBuscH lange Jahre seine fundamentalen
Untersuchungen ausgeführt. Aus Pietät für den großen Meister
und als Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Polarisations-
mikroskops möge seine Abbildung diesen Erinnerungen in einer
Tafel beigefügt werden.
Nicht nur als Lehrer entwickelte RosENBuscH schon so früh
eine ganz ungewöhnlich intensive Tätigkeit, auch als Forscher
warf er sich mit Feuereifer auf die großen Probleme, die im Laufe
von vier Jahrzehnten durch ihn eine so fruchtbare Förderung er-
fuhren. Die nächste Schrift nach seiner Habilitation bezieht sich
hauptsächlich auf Beobachtungen während seiner zweiten brasi-
lianischen Reise, wenn auch Eindrücke von dem früheren längeren
Aufenthalt in Nordbrasilien gelegentlich eingeflochten werden.
Im Jahr 1872 folgten petrographische Studien an Gesteinen vom
Kaiserstuhl und von Java, und im Mai 1873 tritt RosENBuscH
schon mit dem ersten Band seiner Mikroskopischen Physiographie
der Mineralien und Gesteine an die Öffentlichkeit, also fast gleich-
 
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