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Wülfing, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1915, 13. Abhandlung): Lassen sich die kristallographischen Fundamentalwinkel der Plagioklase mit der Zusammensetzung in gesetzmäßige Beziehung bringen? — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34795#0024
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24 (A. 13) Wülfing: KristallographischeFnndamentalwinkel der Plagioklase.
Im allgemeinen können ja zwei trikline Bausteine von ver-
schiedenen Winkeln und verschiedenem Molekularvolumen un-
möglich nach allen drei Pinakoidwinkeln Additivität besitzen.
Wenn sie es gerade nach der Zone der vorzüglichen Spaltflächen
tun und sich dabei durch die andern Dimensionen nicht merklich,
d. h. sicherlich nicht mehr als bis auf 1?% Additivität stören lassen,
so werden wir dies damit erklären, daß die Spaltflächen mit ihren
größten Netzdichten die Orientierung beherrschen. Wir werden
uns also in Zukunft daran gewöhnen müssen, in der ganzen Plagio-
klasreihe die bisherige Annahme vom Parallelismus der c-Achsen
fallen zu lassen, um an ihre Stelle den Parallelismus der a-Achsen
zu setzen. Ob man dann auch bereit ist, eine andere Aufstellung
der Plagioklase vorzunehmen und die Spaltflächen vertikal zu
stehen, damit man in den stereographischen Projektionen für
die ganze isomorphe Reihe den Grundkreis in unveränderter Lage
beibehalten kann, ist eine Frage, die ich hier nicht entscheiden
will. Ob man weiter den Parallelismus der M-Flächen der
Plagioklase beibehalten will, wie das auch gewöhnlich geschieht,
entzieht sich vorläufig einer Begründung. Es könnte dies natür-
lich ebensogut mit den P-Flächen geschehen sein, oder was wohl
am wahrscheinlichsten ist, es könnte der Parallelismus beider
Spaltflächen aufgehoben und innerhalb ihrer Zone ein Ausgleich
in ihren Lagen eingetreten sein.

Der Spaltwinkel der Plagioklase ist nunmehr als eine sehr ein-
fache und zwar lineare Funktion der Zusammensetzung erkannt
worden. Die beiden andern Pinakoidwinkel zeigen ebenfalls eine
streng gesetzmäßige wenn auch nicht so einfach verlaufende Ab-
hängigkeit vom stofflichen Bestand. Damit ist die bisherige hypo-
thetische Wahrscheinlichkeit dieser funktionellen Beziehungen zur
experimentellen Gewißheit geworden. Und nun können wir weiter
schreiten auf dem mühsamen Wege zur Aufklärung der Spannun-
gen im Plagioklasgebäude und ihrer Beeinflussung der physi-
kalischen, insbesondere der optischen Eigenschaften.

Heidelberg, den 27. November 1915.
 
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