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Mohr, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1915, 7. Abhandlung): Die Baeyersche Spannungstheorie und die Struktur des Diamants — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34706#0005
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Die Baeyersche Spannungstheorie und die Struktur des Diamants. (A. 7) 5

in Abb. 1 das vierte Kohlenstoffatom unter gleichzeitiger Dre-
hung des dritten und fünften hinunter, so erhält man Abb. 2,
welche das trisymmetrische Modell in etwas anderer Orien-
tierung als in Abb. 3 und 4 darstellt. Bei diesen Gestaltände-
rungen tritt vorübergehend Spannung im Ring auf. SACHSE ver-
tritt die Anschauung, daß wenn zu diesem Widerstande intra-
molekulare, anziehende
oder abstoßende Kräfte
zwischen den an den
Ringatomen haftenden
Atomen oder Atom-
gruppen (z. B. Wasser-
stoff und Carboxyl) noch
hinzutreten, ,,Version"
nicht mehr von selbst,
sondern nur unter der
Einwirkung energisch
umlagernder Agentien
zustande kommen kann.
Hieraus ergibt sich z. B.
dieForderung,daßMono-
substitutionsprodukte
des Cyclohexans in min-
destens zwei isomeren
Formen müssen auftre-
ten können, was man
jetzt als der Erfahrung
widersprechend bezeich-
nen muß. Da die SACHSE-
sche Theorie auch bei den isomeren Disubstitutionsprodukten, z. B.
bei den Hexahydroterephtalsäuren eine mit der Erfahrung nicht
übereinstimmende Anzahl von Isomeren fordert, fand sie fast nur Ab-
lehnung; in allen Betrachtungen über die Configuration des Cyclo-
hexans und seiner Substitutionsprodukte herrscht bis jetzt die An-
nahme der ebenen Anordnung der Ringatome unumschränkt. Da-
mit trifft man aber doch wohl nicht ganz das Richtige. Gegen
SACHSES Ableitung der spannungsfreien, nicht ebenen Cyclohexan-
modelle läßt sich gar nichts einwenden. Vom Standpunkte der
Spannungstheorie muß man sogar die bisher allgemein angenom-
mene ebene Anordnung als einen labilen Zustand auffassen, der
 
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