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Wülfing, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1916, 11. Abhandlung): Die Häufungsmethode — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34896#0004
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4 (A. 11)

E. A. WüLFi.XG:

und Lineal handelt. Die Felder, die hierbei gemacht werden,
hängen von vielen Umständen ab, lassen sich aber nach drei Ge-
sichtspunkten ordnen. Erstens kommt es auf den ausführenden
Zeichner, also auf das Maß seiner Geschicklichkeit, seiner Übung
und seiner Aufmerksamkeit an, wir wollen hier sagen auf den
Beobachter. Zweitens werden die Punkte in der Exaktheit ihrer
Ausführung eine Rolle spielen, wir wollen hier sagen die Objekte.
Drittens ist die Qualität des Bleistiftes und des Lineals von Be-
deutung, wir wollen hier sagen das Instrument. Ganz ähnlich
lassen sich die Momente bei der Messung von Kristallwinkeln
gruppieren. Auch hier handelt es sich erstens um Geschicklich-
keit, Übung und Aufmerksamkeit des Beobachters, zweitens
um Güte der Kristalle, also um die Objekte, und drittens um
Qualitäten des Goniometers, also um das Instrument. Und so
gruppieren sich bekanntlich die Fehler bei jeder beobachtenden
Operation um Beobachter, Objekt und Instrument.
Die kristallographischen Beobachtungen unterscheiden sich
nun aber von vielen anderen dadurch, daß die Objekte sehr häufig
schlecht ausgebildet sind. Alan wird also die Beobachtungen an
guten Kristallen von denen an schlechten zu trennen haben. Fer-
ner mögen einseitige Irrtümer, die ja besonders verhängnisvoll
werden können, bei den Kristallographen häufiger mit unter-
laufen, da ihnen doch vielfach die strenge, insbesondere die kriti-
sche Schulung in der Aleßkunst fehlt, wie sie etwa die Astronomen
und Geodäten besitzen. Dieses kritische A-lanko tritt z. B. in der
übermäßigen Genauigkeitsangabe der Endergebnisse deutlich zu-
tage. Also auch hier bei den Beobachtern wird man gute und weni-
ger gute zu unterscheiden haben. Nicht aber braucht eine solche
Qualitätsteilung bei den Instrumenten vorgenommen zu werden,
weil unsere Goniometer ohne Atühe alles das leisten, was man billi-
gerweise bei einer gewöhnlichen Kristallmessung von ihnen ver-
langen kann. Und dadurch unterscheiden sich eben die kristallo-
graphischen Alessungen von denen auf anderen Gebieten, daß bei
den ersteren die Eliminierungen der Instrumentenfehler und der
zufälligen Beobachtungsfehler eine ganz untergeordnete Rolle
spielen, während sie doch bei so vielen astronomischen, geodäti-
schen usw. Untersuchungen das A und 0 der mühevollen Arbeit
ausmachen, ln der Kristallgoniometrie begegnen wir A^erhältnissen,
die mit denen bei der cßiantitativen chemischen Analyse ver-
glichen werden können, wo bekanntlich die Fehler der AA'agen
 
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