Über den Kathodenstrahldurchgang durch Materie. I.
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Kathodenstrahlung bietet die Verwendung der ß-Strahlung radio-
aktiver Substanzen ebenfalls relativ einfache Verhältnisse. Vorteil-
haft ist hier vor allem die Konstanz bezw. die durch das Zerfall-
gesetz gegebene Möglichkeit einer einfachen rechnerischen Korrek-
tion der etwaigen Inkonstanz der Strahlintensität, ebenso die
völlige Konstanz der Strahlgeschwindigkeit. Der Forderung der
Homogenität der letzteren kann hier indes kaum ohne scharfe spek-
trale Zerlegung und damit beträchtliche Schwächung der ohnedies
meist wenig erheblichen Intensität entsprochen werden.
Für große Intensitäten, die für die Zwecke der gegenwärtigen
Arbeit zu erstreben waren, kommt nur die Entladungsrohre in
Betracht. Bei Anwendung genügend hoher Potentiale gibt das
LEVARDsche Fenster die Möglichkeit exakter Trennung des Erzeu-
gungs- und Beobachtungsraumes und damit zugleich die Möglich-
keit der Untersuchung unter fest definierten und zudem weitester
Variation fähigen Verhältnissen. Daß die Entladungsrohre bei
sorgfältiger Wahl der Strahlerzeugungsbedingungen und bei ge-
eigneter Versuchsweise auch die oben genannten Voraussetzungen
erfüllt und dann mit voller Strenge als einwandfreie Strahlenquelle
zu betrachten ist, ist bereits durch die früheren Arbeiten^ mehr-
fach gezeigt worden. Sie bringt in diesem Fall allerdings eine be-
trächtliche Beanspruchung des Beobachters. Da für die neuen
Zwecke eine möglichste Vereinfachung ihrer Anwendungsweise mit
gleichzeitiger Steigerung der die Strahlerzeugung dauernd prüfen-
den Kontrollmöglichkeiten zu erstreben war, mußten die Gebrauchs-
methoden der Strahlenquelle und ihre Eigenschaften erneut ein-
gehender Betrachtung unterworfen werden. Dies führte zur Wahl
teilweise neuer Methoden und veränderter Röhrenkonstruktionen,
worauf im nachfolgenden näher eingegangen werden soll.
Allen mitzuteilenden Untersuchungen gemeinsam ist die Be-
nutzung einer mit Aluminiumfenster versehenen und dauernd mit
einer rotierenden Pumpe in Verbindung stehenden Kathoden-
röhre. Als Spannungsquelle dient ein Induktorium von 40 cm
Schlagweite, dessen Primärkreis mit 10 Volt einer großen Akkumu-
latorenbatterie gespeist wird. Die Stromunterbrechungen erfolgen
mittels einer langen, mit dickem Platinstift versehenen Stahlnadel,
die durch einen kräftigen Schlag mit dem Finger in ein Quecksilber-
* P. LENARD, Wied. Ann. 51, p. 227, 1894; 56, p. 255, 1895; A. BEß-
RER, Ann. d. Phys. 17, p. 388, 1905; Heidelb. Akad. A. 19. Abh., 1910.
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Kathodenstrahlung bietet die Verwendung der ß-Strahlung radio-
aktiver Substanzen ebenfalls relativ einfache Verhältnisse. Vorteil-
haft ist hier vor allem die Konstanz bezw. die durch das Zerfall-
gesetz gegebene Möglichkeit einer einfachen rechnerischen Korrek-
tion der etwaigen Inkonstanz der Strahlintensität, ebenso die
völlige Konstanz der Strahlgeschwindigkeit. Der Forderung der
Homogenität der letzteren kann hier indes kaum ohne scharfe spek-
trale Zerlegung und damit beträchtliche Schwächung der ohnedies
meist wenig erheblichen Intensität entsprochen werden.
Für große Intensitäten, die für die Zwecke der gegenwärtigen
Arbeit zu erstreben waren, kommt nur die Entladungsrohre in
Betracht. Bei Anwendung genügend hoher Potentiale gibt das
LEVARDsche Fenster die Möglichkeit exakter Trennung des Erzeu-
gungs- und Beobachtungsraumes und damit zugleich die Möglich-
keit der Untersuchung unter fest definierten und zudem weitester
Variation fähigen Verhältnissen. Daß die Entladungsrohre bei
sorgfältiger Wahl der Strahlerzeugungsbedingungen und bei ge-
eigneter Versuchsweise auch die oben genannten Voraussetzungen
erfüllt und dann mit voller Strenge als einwandfreie Strahlenquelle
zu betrachten ist, ist bereits durch die früheren Arbeiten^ mehr-
fach gezeigt worden. Sie bringt in diesem Fall allerdings eine be-
trächtliche Beanspruchung des Beobachters. Da für die neuen
Zwecke eine möglichste Vereinfachung ihrer Anwendungsweise mit
gleichzeitiger Steigerung der die Strahlerzeugung dauernd prüfen-
den Kontrollmöglichkeiten zu erstreben war, mußten die Gebrauchs-
methoden der Strahlenquelle und ihre Eigenschaften erneut ein-
gehender Betrachtung unterworfen werden. Dies führte zur Wahl
teilweise neuer Methoden und veränderter Röhrenkonstruktionen,
worauf im nachfolgenden näher eingegangen werden soll.
Allen mitzuteilenden Untersuchungen gemeinsam ist die Be-
nutzung einer mit Aluminiumfenster versehenen und dauernd mit
einer rotierenden Pumpe in Verbindung stehenden Kathoden-
röhre. Als Spannungsquelle dient ein Induktorium von 40 cm
Schlagweite, dessen Primärkreis mit 10 Volt einer großen Akkumu-
latorenbatterie gespeist wird. Die Stromunterbrechungen erfolgen
mittels einer langen, mit dickem Platinstift versehenen Stahlnadel,
die durch einen kräftigen Schlag mit dem Finger in ein Quecksilber-
* P. LENARD, Wied. Ann. 51, p. 227, 1894; 56, p. 255, 1895; A. BEß-
RER, Ann. d. Phys. 17, p. 388, 1905; Heidelb. Akad. A. 19. Abh., 1910.