10 (A. 12)
F HtMSTEDT
Äthylalkohol allein leitet, selbst wenn er mit aller Sorgfalt
soweit als möglich wasserfrei gemacht ist, bei dem großen Quer-
schnitt der KERR-Zelle und dem geringen Abstand der Platten
voneinander, so gut, daß es mir nicht gelungen ist, ein ruhiges
Interferenzstreifensystem zu erhalten. Erst bei einem Gemisch
von 67 Teilen Hexan mit 33 Teilen Äthylalkohol gelang es, ruhige
Interferenzstreifen nach Anlegen einer Spannung von 2000 bis
zu 4000 Volt an die Platten der KERR-Zelle zu erhalten. Die
Beobachtungen erfolgten nun in folgender Weise: Die Platten
der Zelle wurden an Spannung gelegt. Die Interferenzstreifen
gerieten in lebhafte Bewegung, verschwanden meist vollständig,
erschienen aber nach 10 — 15 Minuten wieder und verblieben dann
m Ruhe, abgesehen von einem ganz langsamen Wandern in dem
Sinne, wie es eine Erwärmung der Flüssigkeit verlangt. Diese
Erwärmung ließ sich auch daran erkennen, daß in dem Ansatz-
rohre r der Zelle ein ganz allmähliges Ansteigen des Flüssigkeits-
meniscus nach längerer Zeit festgestellt werden konnte. Wurde
die Spannung abgenommen, so beobachtete man ein Springen
beider Streifensysteme in dem Sinne einer Verzögerung, sowohl
des parallel wie des senkrecht zum Felde polarisierten Lichtstrahles.
Die Streifen fingen, nachdem das Feld abgenommen war, sofort
wieder an hin- und herzuschwanken und verschwanden allmählig
wieder. Es war also nicht möglich, mit einer einzelnen Ladung
oder Entladung der Platten zu beobachten. Wurde aber der
Unterbrecher benutzt in der Weise, daß die Platten dauernd an
Spannung lagen, und nur einen Moment geerdet wurden, so konnte
man deutlich erkennen, daß beide Streifensysteme, das des parallel,
wie das des senkrecht zum Felde polarisierten Lichtstrahles stets
nach derselben Seite und zwar gleich viel sprangen, beim
Anlegen des Feldes im Sinne einer Beschleunigung, beim Abneh-
men in entgegengesetzter Richtung. Wiederholt angestellte Ver-
suche mit Mischungen von 10—30% Alkohol und mit verschie-
denen Spannungen ergaben qualitativ stets die gleichen Resultate.
Genauere quantitative Versuche auszuführen ist mir nicht ge-
lungen, doch konnte angenähert festgestellt werden, daß der
Sprung proportional dem Quadrat der Feldstärke war.
Bei diesen Versuchen hatte ich öfter den Eindruck, als er
folge der Sprung der Interferenzstreifen nicht absolut momentan
beim Anlegen, resp. Abnehmen der Spannung, sondern es dauere
eine gewisse, wenn auch nur kurze Zeit, Bruchteile einer Sekunde
F HtMSTEDT
Äthylalkohol allein leitet, selbst wenn er mit aller Sorgfalt
soweit als möglich wasserfrei gemacht ist, bei dem großen Quer-
schnitt der KERR-Zelle und dem geringen Abstand der Platten
voneinander, so gut, daß es mir nicht gelungen ist, ein ruhiges
Interferenzstreifensystem zu erhalten. Erst bei einem Gemisch
von 67 Teilen Hexan mit 33 Teilen Äthylalkohol gelang es, ruhige
Interferenzstreifen nach Anlegen einer Spannung von 2000 bis
zu 4000 Volt an die Platten der KERR-Zelle zu erhalten. Die
Beobachtungen erfolgten nun in folgender Weise: Die Platten
der Zelle wurden an Spannung gelegt. Die Interferenzstreifen
gerieten in lebhafte Bewegung, verschwanden meist vollständig,
erschienen aber nach 10 — 15 Minuten wieder und verblieben dann
m Ruhe, abgesehen von einem ganz langsamen Wandern in dem
Sinne, wie es eine Erwärmung der Flüssigkeit verlangt. Diese
Erwärmung ließ sich auch daran erkennen, daß in dem Ansatz-
rohre r der Zelle ein ganz allmähliges Ansteigen des Flüssigkeits-
meniscus nach längerer Zeit festgestellt werden konnte. Wurde
die Spannung abgenommen, so beobachtete man ein Springen
beider Streifensysteme in dem Sinne einer Verzögerung, sowohl
des parallel wie des senkrecht zum Felde polarisierten Lichtstrahles.
Die Streifen fingen, nachdem das Feld abgenommen war, sofort
wieder an hin- und herzuschwanken und verschwanden allmählig
wieder. Es war also nicht möglich, mit einer einzelnen Ladung
oder Entladung der Platten zu beobachten. Wurde aber der
Unterbrecher benutzt in der Weise, daß die Platten dauernd an
Spannung lagen, und nur einen Moment geerdet wurden, so konnte
man deutlich erkennen, daß beide Streifensysteme, das des parallel,
wie das des senkrecht zum Felde polarisierten Lichtstrahles stets
nach derselben Seite und zwar gleich viel sprangen, beim
Anlegen des Feldes im Sinne einer Beschleunigung, beim Abneh-
men in entgegengesetzter Richtung. Wiederholt angestellte Ver-
suche mit Mischungen von 10—30% Alkohol und mit verschie-
denen Spannungen ergaben qualitativ stets die gleichen Resultate.
Genauere quantitative Versuche auszuführen ist mir nicht ge-
lungen, doch konnte angenähert festgestellt werden, daß der
Sprung proportional dem Quadrat der Feldstärke war.
Bei diesen Versuchen hatte ich öfter den Eindruck, als er
folge der Sprung der Interferenzstreifen nicht absolut momentan
beim Anlegen, resp. Abnehmen der Spannung, sondern es dauere
eine gewisse, wenn auch nur kurze Zeit, Bruchteile einer Sekunde