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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1919, 1. Abhandlung): Die Bedeutung des Pliozäns für die Morphologie Südwestdeutschlands — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36491#0016
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H (A. 1)

WILHELM SALOMON:

nirgendwo aus dem Waide heraus in die Ferne sehen kann, wenn
man nicht an die Ränder der auch hier tief eingeschnittenen
Täler des Speyerbaches und seiner Nebenbäche herantritt, oder
den Aussichtsturm des über die Hochfläche emporragenden, aus
dem Hauptkonglomerate bestehenden Eschkopfes besteigt^. Erst
hier oben enthtdlt sich dem Beobachter der morphologische Cha-
rakter der Landschaft. Die endlose Hochfläche, über die er stun-
denlang wanderte, ist in Wirklichkeit ein allerdings sehr breiter,
mannigfach verzweigter Rücken, in den sich von den Seiten her
der Speyerbach, der Erlenbach, die Moosalbe und andere Gewässer
tief eingenagt haben. Auf der Hochfläche selbst ist alles tot und
ruhig. Wo überhaupt oberflächlich fließendes Wasser vorhanden
ist, statt in dem porösen und klüftigen Sandstein zu versinken,
da schleicht es träge dahin. Eine dichte Verwitterungsdecke ver-
hüllt fast überall das anstehende Gestein. Irgendwelche intensive
Erosion ist bei den geringen Neigungen ausgeschlossen. Es herrscht
derselbe Gleichgewichtszustand, wie auf der Katzenbuckel-Fläche.
Nur ist er hier noch durch die dichte Waldbedeckung begünstigt,
die jede kräftigere .Abspülung auf weite Strecken unmöglich macht.
Anders liegt es natürlich auch hier in den Tälern, ln ihnen
arbeitet die Erosion und an ihren Wänden die Verwitterung und
Abspülung. Merkwürdigerweise hegen aber die oberen Enden ge-
wisser Täler (z. B. bei der Weisenauer Buche, SW von Johannis-
kreuz) selbst bei Regenwetter untätig da. Auch in ihnen scheint
augenblicklich ein Gleichgewichtszustand zu herrschen, der nur
bei Wolkenbrüchen auf kurze Zeit gestört wird. Möglicherweise
ist diese Erscheinung durch eine Verminderung der Wassermengen
zu erklären. Dann sollte sie allerdings allgemein sein, was ich
nachzuprüfen zurzeit nicht imstande bin. Hier trägt also nicht
bloß die Hochfläche den Charakter der toten Landschaft. Auch
die oberen Teile der Seitentäler scheinen tot dazuliegen, fch
komme also auch für den Pfälzerwald zu der Vorstellung, daß sich
dieselbe Reihe der Vorgänge abgespielt hat, wie im Odenwald
und Kraichgau, daß aber im PfälzerwalcF auch die ursprünglich
energisch erodierende Tätigkeit der Bäche wieder eine Wrrin-
gcrung erfahren hat, so daß die Quellkessel tot daliegen.
* IlÄBERLE hat eine schöne und lehrreiche Schilderung der umfassen-
den Aussicht des berühmten Punktes gegeben. „Der Pfälzerwald", -Jahr-
gang 19, Juli-August-Heft 1918, S. 39.
2 Wenigstens im Norden. Südlich der Queich hegen die Verhältnisse
so verschieden, daß sie einer besonderen Darstellung bedürften.
 
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