Zur Kenntnis des untern Trochitenkalkes im nördi. Kraichgau. (A. 13) 23
Welcher Art waren nun die Verhältnisse, welche das Wachs-
tum ungünstig beeinflußten ? Man hat für die Verkümmerung der-
artiger Faunen, wie der von St. Cassian, die ungenügende Nahrungs-
menge verantwortlich gemacht. Das dürfte für Eschelbronn nicht
zutreffen. Die oben erwähnte gleichmäßige Erfüllung einer Schich-
tenfolge von 1.80 m Mächtigkeit mit zahlreichen Kleinformen be-
weist, daß wenigstens eine der Besiedelungsperioden von längerer
Zeitdauer war, was, da es sich um eine dichte Bevölkerung handelt,
die ihrerseits wieder Raubzeug, wie Krebse und kleine Saurier,
zur Seßhaftmachung anlockte, ohne das Vorhandensein ausreichen-
der Nahrungsmengen nicht denkbar ist. Nahrungsmangel scheidet
demnach als Faktor der Verkümmerung aus. An Stellen, wo die
Nahrung knapp war, war die Tierwelt eben spärlicher, so auf dem
Hünerberg und hei Nußloch. Näher liegt die Annahme, daß un-
gewohnte klimatische Verhältnisse das Hemmnis für normales
Wachstum bildeten. In den flachen Gewässern des im Entstehen
begriffenen Hauptmuschelkalkmeeres war die Temperatur eine
höhere und zugleich häufiger Schwankungen unterworfen als in
den tieferen Meeren, denen unsere Fauna entstammt. Das unge-
wohnte Klima hatte ein Massensterben der empfindlichen Brut zur
Folge; widerstandsfähigere Individuen brachten es zur Halb-
wüchsigkeit; nur wenigen war eine normale Entwicklung ver-
gönnt^.
Es soll damit nicht gesagt sein, daß nicht auch andere Ur-
sachen an der Verkümmerung der Fauna mitwirkten. Auch die
Änderung in der Nahrung dürfte eine Rolle gespielt haben. Der
Algenbestand des germanischen Binnenmeeres setzte sich aus
anderen Arten zusammen als jener des offenen Ozeans. Die unge-
wohnte Nahrung mußte auf das Gedeihen der neuen Ankömmlinge
gleichfalls ungünstig einwirken, wenn auch nicht in gleichem Maße
wie der Wechsel des Klimas. Auch der starke Salzgehalt ist in
Betracht zu ziehen, wie ja HOHENSTEIN^ die Verkümmerung der
1 Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß sich innerhalb des ausgedehn-
ten Verbreitungsgebietes unserer Fauna auch Lokalitäten mit normal ent-
wickelter Tierwelt finden. Wir hätten es dann mit den Bewohnern mulden-
artiger Vertiefungen in dem alten Meeresboden zu. tun, die in der größeren
Tiefe eine gleichmäßigere Temperatur und damit günstigere Bedingungen für
ihr Gedeihen fanden, als sie in dem umgebenden seichteren Gewässer gebo-
ten war.
2 HoHENSTEiN, Beiträge zur Kenntnis des mittleren Muschelkalks und
unteren Trochitenkalks im östlichen Schwarzwald. Geol. und Paläontolog.
Abh. Neue Folge. XII. Heft 2, S. 91.
Welcher Art waren nun die Verhältnisse, welche das Wachs-
tum ungünstig beeinflußten ? Man hat für die Verkümmerung der-
artiger Faunen, wie der von St. Cassian, die ungenügende Nahrungs-
menge verantwortlich gemacht. Das dürfte für Eschelbronn nicht
zutreffen. Die oben erwähnte gleichmäßige Erfüllung einer Schich-
tenfolge von 1.80 m Mächtigkeit mit zahlreichen Kleinformen be-
weist, daß wenigstens eine der Besiedelungsperioden von längerer
Zeitdauer war, was, da es sich um eine dichte Bevölkerung handelt,
die ihrerseits wieder Raubzeug, wie Krebse und kleine Saurier,
zur Seßhaftmachung anlockte, ohne das Vorhandensein ausreichen-
der Nahrungsmengen nicht denkbar ist. Nahrungsmangel scheidet
demnach als Faktor der Verkümmerung aus. An Stellen, wo die
Nahrung knapp war, war die Tierwelt eben spärlicher, so auf dem
Hünerberg und hei Nußloch. Näher liegt die Annahme, daß un-
gewohnte klimatische Verhältnisse das Hemmnis für normales
Wachstum bildeten. In den flachen Gewässern des im Entstehen
begriffenen Hauptmuschelkalkmeeres war die Temperatur eine
höhere und zugleich häufiger Schwankungen unterworfen als in
den tieferen Meeren, denen unsere Fauna entstammt. Das unge-
wohnte Klima hatte ein Massensterben der empfindlichen Brut zur
Folge; widerstandsfähigere Individuen brachten es zur Halb-
wüchsigkeit; nur wenigen war eine normale Entwicklung ver-
gönnt^.
Es soll damit nicht gesagt sein, daß nicht auch andere Ur-
sachen an der Verkümmerung der Fauna mitwirkten. Auch die
Änderung in der Nahrung dürfte eine Rolle gespielt haben. Der
Algenbestand des germanischen Binnenmeeres setzte sich aus
anderen Arten zusammen als jener des offenen Ozeans. Die unge-
wohnte Nahrung mußte auf das Gedeihen der neuen Ankömmlinge
gleichfalls ungünstig einwirken, wenn auch nicht in gleichem Maße
wie der Wechsel des Klimas. Auch der starke Salzgehalt ist in
Betracht zu ziehen, wie ja HOHENSTEIN^ die Verkümmerung der
1 Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß sich innerhalb des ausgedehn-
ten Verbreitungsgebietes unserer Fauna auch Lokalitäten mit normal ent-
wickelter Tierwelt finden. Wir hätten es dann mit den Bewohnern mulden-
artiger Vertiefungen in dem alten Meeresboden zu. tun, die in der größeren
Tiefe eine gleichmäßigere Temperatur und damit günstigere Bedingungen für
ihr Gedeihen fanden, als sie in dem umgebenden seichteren Gewässer gebo-
ten war.
2 HoHENSTEiN, Beiträge zur Kenntnis des mittleren Muschelkalks und
unteren Trochitenkalks im östlichen Schwarzwald. Geol. und Paläontolog.
Abh. Neue Folge. XII. Heft 2, S. 91.