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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1920, 3. Abhandlung): Die Herkunft der west- und süddeutschen Sedimente — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.36511#0017
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Die Herkunft der west- und süddeutschen Sedimente. (A. 3) 17
Kombinieren wir die Tektonik des Nordens mit der Mittel-
deutschlands, so erhalten wir einen, nicht ganz vollständig ent-
wickelten Bogen einer höheren Schwelle dnrch Norwegen und
Harz-Böhmen, zu dessen Seiten begleitende und Sediment sam-
melnde Rinnen liegen: Ostsee —Polen -Schlesien und England-
Niederlande—Hessen—Schwaben. Diese beiden letzten werden
durch mesozoische und tertiäre Wiederbelebung varistischer Mulden,
nämlich Belgien—Südbaltikum und vindelizische Rinne, in der
Trias-, Jura-Kreide-Tertiär und Diluvialzeit mehr oder vollständig
verbunden. Es werden nun von Norden und von Süden
diese beiden Hohlformsysteme zugeschüttet, und das
erklärt uns in der einfachsten Weise die großen Züge der mittel-
europäischen Sedimentpetrographie. Das kaledonische Gebirge
entspricht darin vollständig den Alpen, aber beide gelangten
abwechselnd zur Bedeutung. Dadurch wurde der nordische
Gesteinsschutt mit verschiedenen Haltepunkten erst nach
Süden verfrachtet bis in die vindelizische Mulde, dann wieder im
Känozoikum und Diluvium rückwärts gegen Norden. Die
beiden varistisch streichenden langen Mulden fangen
schließlich die Massen auf, was sich in den mächtigen Kalk-
serien (Malm, Oberkreide) dartut. Immer wieder machen sich
dazwischen die rechts und links der skandinavischen Scholle liegen-
den nordsüdlichen Senken bemerkbar, auch heute als Nord- und
Ostsee, deren Sedimente aber seit dem Tertiär nach Zerstörung
der nordischen Kalksedimente im wesentlichen nur Sand und
Tonmaterial aufnahmen und niederschlagen. Unberührt von diesen
Erscheinungen bleibt die baltische Tafel, welche höchstens rand-
lich oder lokal mit flachem Wasser vorübergehend überspült
wird; sie muß durchweg tiefer als Skandinavien gelegen haben,
weshalb sie ihre Sedimentdecke nicht einbüßte.

Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., math.-naturw. Ki. A. 1920. 3. Abh.
 
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