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Perron, Oskar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1920, 7. Abhandlung): Paul Stäckel — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.36515#0018
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18 (A.7)

OSKAR PERROA:

deckung von LAMBERTS Nachlaß in der Herzoglichen Bibliothek
zn Gotha, in der Auffindung zahlreicher wertvoller Mathematiker-
briefe, vor allem in der lückenlosen Aufhellung der Geschichte der
Nichteuklidischen Geometrie. In der ausgezeichneten Urkunden-
sammlung zur Theorie der Parallellinien, die er zusammen mit
ENGEL herausgegeben hat, finden sich neben den bekannten Na-
men noch die neuentdeckten ScnwEiKART und TAURiNUS, denen
er alsbald auch WÄCHTER zugesellt hat. Den Anteil eines jeden
hat STÄCKEL aufs genaueste zergliedert, und so kommt es, daß
wir heute über die Uranfänge der Nichteuklidischen Geometrie,
die solange im Dunkeln lagen, genauer unterrichtet sind als über
irgendein andres Gebiet. Mit welcher Liebe hat er insbesondere
den Gedankengängen von JoH.BoLYAi nachzuspüren gesucht! Er
scheute nicht Mühe und Arbeit, nicht die lange Reise nach Maros-
Väsärhely, um jedes Blatt des Nachlasses aufs genaueste zu prüfen.
Und ebenso hat er die Ideengänge von GAUSS aus den spär-
lichen uns hinterlassenen Andeutungen zu rekonstruieren gesucht.
Aber bei GAUSS handelt es sich nicht nur um die Nichteuklidische
Geometrie. Der princeps mathematicorum hat ja auf allen Ge-
bieten der Alathematik soviel besessen, was er der Öffentlichkeit
vorenthielt. In diese reiche, aber schwer zugängliche Schatzkammer
hineinzuleuchten, war für STÄCKEL eine dankbare Aufgabe, der
er sich mit freudiger Hingabe unterzog. Sein Anteil an der Be-
arbeitung des 8. und namentlich des 10. Bandes der Werke und
sein inhaltreicher Aufsatz »Gauss als Geometer«, der als 5. Heft
der Materialien für eine wissenschaftliche Biographie* von GAUSR
erschienen ist, sind Früchte dieser mühevollen Arbeit.
Aber größer noch ist das Verdienst, das STÄCKEL um die Her-
ausgabe von EuLERS Werken sich erworben hat. Als der schon
von jACOBi eifrig propagierte, aber infolge seines Todes gescheiterte
Plan zu einer Gesamtausgabe der Werke LEONHARD EuLERS im Jahr
1907 auf Rumos Anregung erneut ins Auge gefaßt wurde, und als
die Deutsche Mathematikervereinigung ihre Euler-Kommission ein-
setzte, da konnte zum Vorsitzenden dieser Kommission kein ge-
eigneterer gefunden werden als STÄCKEL, der ausgezeichnete Euler-
Kenner. Und er hat dieses Amt nicht als bloßes Ehrenamt an-
gesehen, sondern hat ihm in aufopfernder, selbstloser Weise ge-
dient und alle für den Druck nötigen Vorarbeiten mit bewunderns-
werter Kraft und Schnelligkeit selbst ausgeführt. Der gesamte
 
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